Zwischen Neckar und Alb

Heiliger Ungehorsam gegen Nazis

Geschichte Die Köngener Pfarrfamilie Stöffler versteckte im Dritten Reich Juden. Tochter Ursula berichtet davon.

Köngen. „Leben im Pfarrhaus in unsicheren Zeiten“ lautet der Titel eines Vortragsabends der evangelischen Kirchengemeinde Köngen am Donnerstag, 8. März. Um 19.30 Uhr wird dort Ursula Stöffler, die im Jahr 1928 kurz vor dem Krieg geboren wurde, über die Zeit des NS-Regimes berichten. Stöffler erlebte als jüngste Tochter der Pfarrfamilie, wie sich ihre Eltern im Widerstand gegen die Nazis einsetzten. Pfarrer Eugen Stöffler und seine Frau Johanna gaben Jüdinnen und Juden Unterschlupf.

Frau Stöffler, wie haben Sie den Einsatz Ihrer Eltern erlebt?

Ursula Stöffler: Ich war 14 oder 15 Jahre alt, als 1943 die ersten Juden zu uns kamen. Unsere Eltern haben uns ihre Lage erklärt. Sie waren einfach unsere Gäste. Gäste waren bei uns etwas Normales, wir hatten immer ein sehr offenes Haus. Natürlich war uns klar, dass wir nichts verraten durften. Die Erklärung für andere war, dass sie Gäste sind, die sich bei uns erholen. Die Gefahr, der sich unsere Eltern durch ihr Handeln aussetzten, war uns Kindern bewusst. Dass nichts passiert ist, war ein Wunder.

Wie haben diese Erlebnisse Ihr Leben beeinflusst?

Stöffler: Das Leben in meinem Elternhaus empfand ich als offen, fröhlich und geradlinig. Das hat mich schon geprägt. Ich freue mich immer an Gästen und kann offen auf Menschen zugehen.

Wie wichtig ist es Ihnen, Courage zu zeigen?

Ich bewunderte meine Eltern, dass sie so mutig waren. Das war nicht selbstverständlich, aber sie empfanden das als Selbstverständlichkeit. Ich achte und bewundere jeden, der das kann. Für mich selber bin ich da skeptisch.

Gibt es eine Botschaft, die Sie heute weitergeben wollen, gerade in Zeiten, in denen rechte Tendenzen in Europa wieder erstarken?

Ich möchte nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen. Aber ich habe erlebt, wie leicht man verführt werden kann und wie gut es ist, eine Gemeinschaft um sich zu haben. Die ganze Gemeinde Köngen stand hinter uns. Meine Eltern hätten das ohne diese Rückendeckung nie machen können.pm