Zwischen Neckar und Alb
Helfen zu begreifen, was passiert ist

Familientragödie Die Tötung zweier Kinder durch ihren Vater bewegt die Menschen. In Unterensingen herrscht große Anteilnahme in der Bevölkerung. Von Barbara Gosson

Ein Vater tötet seine beiden Kinder und anschließend sich selbst. Diese Nachricht erschütterte am Freitag die Menschen. Am Montag veröffentlichten Polizei und Staatsanwaltschaft eine Pressemitteilung, in der sie ein wenig Näheres über den Tod der Kinder bekannt gaben.

Der Mann hatte seine beiden Kinder in den frühen Morgenstunden des Freitags getötet und anschließend durch einen Sprung vom Aichtalviadukt Suizid begangen. Kurz danach wurden die beiden Kinder gefunden.

Die von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion ergab, dass das achtjährige Mädchen und der vierjährige Junge durch Gewalteinwirkung gegen den Hals zu Tode gekommen sind. Präziser möchte die Polizei sich aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen nicht ausdrücken.

Das Motiv der Tat liegt den bisherigen Ermittlungen zufolge im persönlichen Bereich, weshalb auch zum Schutz der Privatsphäre der Familie seitens der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Reutlingen hierzu keine weiteren Auskünfte erteilt werden. Da die Todesursache des Täters eindeutig sei, werde er nicht obduziert, ist aus Polizeikreisen zu hören.

Die Privatsphäre der Familie hat sehr gelitten darunter, dass der Täter auf Facebook für alle öffentlich einsehbar viele Andeutungen gemacht, Bilder und Videos eingestellt hatte, die erst in Verbindung mit seiner Tat eine schreckliche Bedeutung erlangten. Inzwischen ist es gelungen, dieses Facebook-Profil unzugänglich zu machen.

Unterdessen, am ersten Tag nach den Osterferien, fehlt in einer Grundschulklasse ein Mädchen, fehlt in einer Kindergartengruppe ein Junge. Lehrerinnen und Erzieherinnen müssen viele Fragen beantworten, den Kindern helfen zu begreifen, was mit ihren Freunden und Spielkameraden passiert ist. Auf Außenstehende hatte die Familie harmonisch gewirkt.

Die Menschen in Unterensingen und den Nachbargemeinden nehmen großen Anteil am schweren Schicksal der Hinterbliebenen. Sie gehen zu dem Haus, das noch von der Polizei versiegelt ist, stellen Grabkerzen auf, bringen Stofftiere mit und selbstgemalte Bilder. Sprechen ein kurzes Gebet. Sprechen mit ihren Kindern darüber, wie der eigene Vater seinen Kindern etwas so Unfassbares antun konnte. „Ich hoffe, dass es dir gut geht im Himmel, ich werde dich vermissen“, verabschiedet sich ein Kind von seinem Spielkameraden. „Danke für die schöne Zeit“, schreibt ein anderes. „Was man tief im Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren“, lautet ein weiterer Satz, um ein wenig Trost zu spenden. Um die Familie kümmert sich der Notfallnachsorgedienst.