Gewerbegebäude Zeppelinstraße: So steht es auf der offiziellen Liste, die das Sozialministerium von Baden-Württemberg in der vergangenen Woche in einer Pressemitteilung verbreitet hat. Dort soll ab dem 15. Januar eines von zwei Corona-Impfzentren im Landkreis Esslingen seine Arbeit aufnehmen. Das andere wird in der Messe am Flughafen eingerichtet.
Zwar hält sich das Landratsamt Esslingen noch bedeckt, was die genaue Adresse im Esslinger Gewerbegebiet Neckarwiesen angeht. Doch es braucht keinen großen Spürsinn, um diese Frage zu beantworten. Infrage kommt nur ein Gebäude: ein leer stehender Bürotrakt auf dem früheren Panasonic-Areal. Dort wurden einst Bildröhren hergestellt, ehe die Japaner das Werk im Jahr 2006 aufgaben. Die Hausnummer lautet, sinnigerweise, 112.
Es ist ja auch eine Art Not- und Rettungsdienst, der dort in sechs Wochen verrichtet werden soll. Die kommunalen Impfzentren sind ein wichtiger Teil der Strategie, mit der Land und Bund dem Coronavirus seinen Schrecken nehmen wollen. Und der Standort an der Rampe zur Dieter-Roser-Brücke scheint dafür bestens geeignet. Das Gebäude wurde bis vor einigen Monaten von Festo genutzt, seitdem ist es unvermietet. Es bietet viel Platz und hat große Parkflächen. Und vor allem ist es über die Bundesstraße 10 sowie per Bus und Bahn gut erreichbar.
Das Gebäude gehört der „NT Bau Consulting GmbH“, die in Nürtingen ihren Sitz hat. Geschäftsführer Attila Kowatsch bestätigt Gespräche mit dem Landratsamt Esslingen. Auch mit weiteren Bewerbern habe die Behörde gesprochen. Seitdem habe er aber nichts mehr gehört.
Land hat Kostenvoranschlag
Beim Landratsamt, zwei Kilometer neckarabwärts gelegen, verweist man auf den Urheber der Pressemitteilung, das Ministerium in Stuttgart. Andrea Wangner, die Pressesprecherin der Kreisbehörde, erklärt, dass das Ganze erst dann spruchreif sei, wenn es einen Mietvertrag gebe. „Und bislang gibt es den nicht.“ Aktuell müssten noch die konkreten Rahmenbedingungen geklärt werden. „Wir sind aber guten Mutes, dass wir es schaffen“, sagt Andrea Wangner. Man habe dem Land den Kostenvoranschlag geschickt, aber bislang noch keine Bestätigung erhalten. Solange könne man auch dem Vermieter keine Zusage machen.
Die Pressemeldung des Landes hat offenbar auch die Kreisbehörde überrascht. Die Zeit drängt nun aber. Schon am 15. Dezember sollen die neun zentralen Impfzentren, die das Land Baden-Württemberg steuert, startbereit sein. Einen Monat später sollen die sogenannten Kreisimpfzentren folgen.
Aus Ministeriumskreisen ist zu hören, dass mit den Landratsämtern noch nicht einmal die zentralen organisatorischen Fragen geklärt seien, etwa die des Betreibers der künftigen Kreisimpfzentren oder der Personalrekrutierung. Wie berichtet, sollen die Impfstellen an sieben Tagen pro Woche im Zwei-Schicht-Betrieb laufen und von 7 bis 21 Uhr geöffnet haben. Geplant sind 800 Impfungen pro Tag, also ungefähr eine pro Minute.
Am fehlenden Willen des Vermieters sollte es nicht scheitern. Attila Kowatsch, der Eigentümer der Immobilie in den Neckarwiesen, wäre natürlich froh, wenn er einen Teil des leer stehenden Gebäudes an den Landkreis Esslingen vermieten könnte. Vorgesehen ist eine Mietdauer bis Ende Juni. Dann sollen die niedergelassenen Ärzte das Impfen übernehmen. Kowatsch sagt, wegen Corona sei es derzeit schwierig, einen gewerblichen Mieter für das Gebäude zu finden. „Wenn irgendwann wieder alles normal läuft, sieht es anders aus.“ ez/tb