Zwischen Neckar und Alb

Hier soll nun schnell ein Park entstehen

Stadtgestaltung Im Jahr 2019 will Esslingen beginnen, einen Neckarpark zu bauen, wo jetzt noch Bahngelände ist. Allerdings könnte ein Landesprojekt dazwischenkommen: der Radschnellweg. Von Melanie Braun

foto: roberto bulgrin30. 08. 2018Esslingen, Areal, wo der Neckaruferpark geplant ist (zwischen Bahngleisen und Neckarufer)
Foto: Roberto Bulgrin

Lange Zeit schien der Neckaruferpark eine Zukunftsvision zu sein, die noch in weiter Ferne schwebt. So wurde es bis vor Kurzem auch noch von der Stadtverwaltung kommuniziert. Doch nun heißt es aus dem Esslinger Rathaus, man könne schon nächstes Jahr mit dem Bau beginnen - vorausgesetzt, es laufe alles so, wie die Stadt sich das vorstellt. Das jedoch ist alles andere als gewiss, denn mit dem geplanten Radschnellweg könnte der Stadt ein gewichtiges Projekt des Landes in die Quere kommen.

Seit mehr als 20 Jahren ist ein Park am Esslinger Neckarufer in der Diskussion, um im hoch verdichteten Neckartal Grünflächen zur Naherholung und als Klimaausgleich zu schaffen. Mehrfach wurden bereits Konzepte für den Streifen zwischen Bahngleisen und Neckarufer erstellt - realisiert werden konnten sie indes nie, weil die Flächen nicht der Stadt gehörten. Das könnte sich nun ändern. Nach Angaben der Stadtverwaltung laufen die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn überraschend gut. Im Rathaus hatte man bislang damit gerechnet, dass sich die Gespräche noch erheblich länger hinziehen. Doch offenbar kann sich die Bahn als Eigentümerin durchaus vorstellen, bald ein Areal von etwa zwei Hektar Größe südlich von Gleis 8 des Esslinger Bahnhofs an die Stadt zu verkaufen. In trockenen Tüchern ist der Vertrag noch nicht, aber laut dem städtischen Sprecher Ignazio Ceffalia sind die Signale positiv. Man hoffe, die Verhandlungen bis Ende des Jahres abschließen zu können.

Derweil wird bereits eine Konzeptstudie für einen Neckaruferpark erstellt. Der Gemeinderat hat das Landschaftsarchitekturbüro „frei raum concept“ vor der Sommerpause damit beauftragt. Die Studie soll Ende des Jahres vorliegen und unter anderem konkrete Aussagen zum Verlauf eines kombinierten Fuß- und Radwegs von 3,5 Metern Breite machen. Auch, wie das Grundstück des Wasser- und Schifffahrtsamts Stuttgart am Neckarufer samt dort geplanter Renaturierungen in die Planungen integriert werden kann, soll deutlich werden. Darüber hinaus soll das Konzept Vorschläge zu möglichen Spielbereichen für Kinder und Jugendliche sowie zu allgemeinen Aufenthaltsbereichen beinhalten, ebenso Ideen für die Sanierung der Sandsteinmauer und eine belastbare Kostenschätzung für das Gesamtprojekt.

Land untersucht gleiches Gebiet

Laut Ignazio Ceffalia visiert die Stadt einen Baubeginn für den Neckaruferpark im nächsten Jahr an - sofern nichts dazwischenkommt. Das allerdings ist alles andere als sicher. Denn das Land plant unter Hochdruck einen Radschnellweg von Reichenbach nach Stuttgart. Offiziell gibt es noch keine favorisierte Strecke, aber die Route am nördlichen Neckarufer gilt als vielversprechend. Doch die Trasse würde genau durch das Gebiet führen, auf dem Esslingen den Neckaruferpark anlegen will. Das ist allerdings kein Grund für die Stadt, die Planungen auszusetzen, bis Klarheit über das Landesprojekt herrscht. „Man plant im Moment weiter, hat aber den Radschnellweg im Hinterkopf“, sagt Ceffalia. Die Verwaltung sei in der Sache im Austausch mit dem Land.

Das sorgt für Unruhe unter den örtlichen Radverbänden. So haben der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), der Verkehrsclub Deutschland und das Bündnis „Esslingen aufs Rad“ bereits in einem Brief an den städtischen Ausschuss für Technik und Umwelt betont, dass sie die Planung des Neckaruferparks zwar begrüßen. Gleichwohl bitten sie dringend darum, die Konzeptstudie dafür gleich von Anfang an mit der parallel laufenden Studie zum Radschnellweg zu koordinieren.

Man sei zwar offen für andere Optionen, wichtig sei aber eine möglichst schnell nutzbare und attraktive Lösung, betont Petra Schulz als Vertreterin der Radverbände. Beim Radweg durch den Neckaruferpark habe man Bedenken: „Da ist die Rede von einem gemeinsam genutzten Fuß- und Radweg. Das wollen wir eigentlich anders.“ Auch deshalb habe man sich nicht auf die Bitte der Stadtverwaltung eingelassen: „Die wollten, dass wir sagen, der Radschnellweg darf auf keinen Fall durch den Neckaruferpark führen“, sagt Schulz. Dabei freue man sich, dass die Radtrasse nun eingehend und ergebnisoffen von Experten geprüft werde.

Radweg auf Bahndamm passé?

Unklar ist derweil, wie es sich mit dem Radweg auf dem Bahndamm verhält, den die Stadt seit der Sperrung des Neckaruferwegs für Radfahrer in Aussicht gestellt hatte. Dieser war als Übergangslösung angekündigt worden, bis der Neckaruferpark fertig ist. Dazu, ob die Route auf dem Bahndamm nun passé ist, war von der Stadtverwaltung urlaubsbedingt keine Aussage zu bekommen.

Bei den Radlern steht die Trasse aber ohnehin nicht so hoch im Kurs - zumindest, solange sie den Anstieg vom Färbertörlesweg zum Pliensausteg beinhaltet. Das sei zu steil, sagt Petra Schulz: „Da müssen die meisten absteigen und schieben.“ Allerdings könne man die Steigung etwa mit einer Metallbrücke am Brückenpfeiler entlang umgehen - dann wäre die Route aus ihrer Sicht für Radfahrer durchaus attraktiv.

Die bisherigen Pläne mit dem Neckarufer

Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten sind immer wieder Konzepte für einen Park am Neckarufer erarbeitet worden. So etwa im Jahr 1996 als Bewerbung um eine Landesgartenschau oder als Ausfluss einer Bürgerbeteiligung sowie im Rahmen des Grünordnungsplans Weststadt im Jahr 1997. Die Bewerbung um die Landesgartenschau war auch die Grundlage eines „Konzepts Neckarpark“ für den Landschaftsraum zwischen Mettingen, Brühl, Weil und der Pliensauvorstadt, das das Büro Luz im Jahr 2000 vorstellte. 2002 konkretisierte das Büro Luz die Planungen für den Neckaruferpark im Bahnhofsbereich. Die Siegerentwürfe des Wettbewerbs Neue Weststadt von 2011 der Büros Lehen drei und frei raum concept wurden von der Jury als Grundlage für weitere Planungen empfohlen. Im Rahmenplan Neue Weststadt (2012) wurde der Neckaruferpark als wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts festgeschrieben.

Derzeit verhandelt die Stadt mit der Bahn über eine rund zwei Hektar große Fläche zwischen Bahngleisen und Neckarufer. 2019 soll hier der Bau des Neckaruferparks samt Fuß- und Radweg beginnen. Die Stadt hofft dafür auch auf Fördergelder des Landes.mb