Zwischen Neckar und Alb

Hilfe aus einer Hand

Einheitliche Rufnummer 11 61 17 für ärztlichen Bereitschaftsdienst ist freigeschaltet

Patienten mit plötzlich auftretenden Beschwerden können ab sofort mit wesentlich schnellerer Hilfe rechnen. Gestern wurde die bundesweit einheitliche Rufnummer 11 61 17 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst auch in Baden-Württemberg freigeschaltet.

Die Verantwortlichen rechnen mit jährlich etwa 500¿000 Anrufern unter der einheitlichen Rufnummer 11¿61¿17.Foto: Peter Stotz
Die Verantwortlichen rechnen mit jährlich etwa 500¿000 Anrufern unter der einheitlichen Rufnummer 11¿61¿17.Foto: Peter Stotz

Esslingen. Seit einigen Jahren arbeiten die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam daran, die Versorgung von Notfallpatienten zu optimieren. Landesweit gibt es mittlerweile 120 Notfallpraxen, so auch in den Kliniken des Landkreises Esslingen. Mehr als 21 000 Ärzte sind im allgemeinärztlichen Bereitschaftsdienst aktiv. Die Erreichbarkeit der Notfallpraxis war allerdings bislang uneinheitlich geregelt; im Notfall waren oft die Telefonnummern nicht zur Hand. Dies hatte zur Folge, dass der Notarzt auch oft in Fällen alarmiert wurde, in denen eine Behandlung durch den Allgemeinarzt genügt hätte, was wiede­rum Kapazitäten im Rettungsdienst blockierte.

Ab sofort kann dies vermieden und die Hilfe für Patienten im Notfall zielgerichteter eingesetzt werden. Gestern wurde die bundesweit einheitliche Telefonnummer 11 61 17 auch für Baden-Württemberg freigeschaltet. Die Anrufer kommen bei den integrierten Leitstellen des DRK an. Der Einsatzkoordinator dort entscheidet dann, ob der Patient mit einem Besuch des Bereitschaftspraxis versorgt werden kann oder ob ein Rettungswagen ausrücken muss.

„Die Einführung der Nummer ist ein wichtiger Schritt für die Patienten", sagte Lorenz Menz, der Präsident des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg, gestern bei einem Pressegespräch in der Leitstelle Esslingen. Es sei völlig normal, dass ein Patient seine Lage bedrohlicher einschätze, als sie tatsächlich sei. „Wenn der Disponent in der Leitstelle entscheidet, ob ein Notfall vorliegt, entlastet das die Notärzte, und das führt zu einer besseren Versorgung der Bevölkerung.“ Letztlich werde dadurch Zeit gewonnen, die oft über Leben entscheide. Die Ärzteschaft und das DRK hätten es erreicht, dass sich die Leitstellen zu „Kompetenzzentren“ weiterentwickelt hätten. „So können wir mit einem Dienst aus einer Hand schnelle, gute und zielgerichtete Versorgung erreichen“, sagte Menz.

Wie Johannes Fechner, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, informierte, kosten der laufende Betrieb der zentralen Nummer, die Umstellung der Technik, hauptsächlich aber der höhere Personalbedarf etwa drei Millionen Euro pro Jahr, die die KVBW übernimmt. Auch die Leitstelle Esslingen-Nürtingen profitiert davon. Dort wurde ein zusätzlicher Disponent eingestellt, sodass nunmehr pro Nacht zwei, an den Wochenenden sogar bis zu vier Fachkräfte an den Telefonen und Bildschirmen sitzen.

Menz und Fechner erwarten landesweit etwa 500 000 Anrufe jährlich bei der 11 61 17. Daher sollen dort nur diejenigen anrufen, die nicht wissen, wo sie die nächstgelegene Notfallpraxis finden. Fechner: „Man sollte die Fachleute in der Leitstelle nicht unnötig in Anspruch nehmen.“