Zwischen Neckar und Alb
Hochdorf sammelt Ökopunkte

Naturschutz Hochdorf hat ein Konto eingerichtet, das mit verschiedenen Projekten  als Ausgleich für Baumaßnahmen gefüllt werden soll. Von Katja Eisenhardt

Ob man aus einem Acker eine Grünlandfläche macht, Blühflächen in der Ackerlandschaft ausweist, eine Trockenwand für Eidechsen errichtet, Bäume pflanzt, bei einem Alt- und Totholzkonzept einen Teil der Waldfläche komplett aus der aktiven Nutzung nimmt und zum Biotop umwandelt: All das sind Beispiele für Maßnahmen, die Punkte auf das Ökokonto einer Kommune bringen. Es sind für Natur und Landschaft wichtige Ausgleichsmaßnahmen, wenn beispielsweise ein neues Baugebiet realisiert wird und so Flächen versiegelt werden.

Solche oder ähnliche Projekte umzusetzen, erfordert allerdings immer ausreichend freie und bestenfalls gemeindeeigene Flächen, gerade auch in den Außenbereichen. Und die sind in Hochdorf wie vielerorts Mangelware. Dennoch machen sich Verwaltung und Gemeinderat seit 2019 mithilfe des Büros Stadt-Land-Fluss auf die Suche nach potenziellen Möglichkeiten, das Punktekonto weiter zu füllen, das als freiwilliges Sparbuch für Naturschutzmaßnahmen gesehen werden kann. Die Ökopunkte fungieren als Währung, um den Eingriff in die Natur zu bezahlen. Auf dem Hochdorfer Sparbuch sind derzeit 24 535 Ökopunkte, was nicht allzu üppig ist.

„An Brisanz gewann das Thema, als die Planungen für das Baugebiet Obeswiesen/Mittleres Feld begonnen haben. Denn zu diesem Zeitpunkt war das Ökopunktekonto der Gemeinde komplett leer“, erklärt der stellvertretende Kämmerer Wolfram Stähle. Konkret benötigt werden die Punkte zwar erst, wenn die Baumaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, doch schadet es nicht, das Konto schon vorab so gut es geht aufzufüllen.

In den vergangenen Jahren gab es beispielsweise mehrere Baumpflanzaktionen. 21 550 Ökopunkte gab es dafür von der Unteren Naturschutzbehörde. „Realistisch betrachtet ist das nicht allzu viel“, resümiert Stähle. Deutlich mehr Punkte könnte die Gemeinde mit der geplanten Renaturierung des Talbachs im Bereich Breitwiesenareal generieren. „Die von der Gemeinde zu tragenden Kosten könnte man dann in Ökopunkte umwandeln, das gäbe etwa 200 000 Punkte“, erklärte Stähle dem Gemeinderat. Doch dafür muss die Renaturierung erst einmal beginnen, was sich bislang in die Länge zieht. Anfang kommenden Jahres stünden die nächsten Gespräche mit den Eigentümern der dafür benötigten Flächen an.

Für ein Baugebiet wie Obeswiesen/Mittleres Feld, das als Mischgebiet für Wohnen und Gewerbe geplant ist, bräuchte es etwa 160 000 Ökopunkte. Stähle rechnet vor: „Für einen Hektar Eingriff benötigt man im Schnitt 40 000 Punkte.“ Andersrum bekommt man für einen Hektar Ausgleichsfläche auch wieder 40 000 Ökopunkte auf das Konto. Das wäre mit den Biotopen im Wald erreichbar, da diese ohnehin mindestens einen Hektar groß sein sollten.

Das Büro Stadt-Land-Fluss hat der Gemeinde eine Liste mit Potenzialflächen zusammengestellt, auf denen Ökopunkte durch neue Blühflächen in der Ackerlandschaft oder auch durch eine Aufwertung der Böden gesammelt werden könnten. Bezüglich der Ackerflächen müssten die Landwirte mit ins Boot geholt werden. Muss die Gemeinde auf private Flächen ausweichen, sind rechtlich gesicherte Absprachen mit den Eigentümern nötig; denn die ökopunktetauglichen Ausgleichsmaßnahmen müssen langfristig gesichert sein – laut Wolfram Stähle für rund 25 Jahre.

Beim Thema Oberbodenauftrag geht es darum, schlechtere Böden durch den Auftrag von gutem Humus, der an anderer Stelle abgetragen wird, zu verbessern. So geschehen mit gutem Oberboden aus dem Baugebiet Hofäcker, der nahe dem Freibad verteilt wurde. Die Fläche dort wird weiterhin als landwirtschaftliches Feld genutzt. „Alternativ kann man Ökopunkte auch kaufen. Es gibt hierfür spezielle Börsen, auf denen solche umgesetzten Ökopunkte gehandelt werden. Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt“, erläuterte Wolfram Stähle dem Gemeinderat.