Zwischen Neckar und Alb

Höchste Präzision für die Elektromobilität

Innovation Stiefelmayer-Lasertechnik aus Denkendorf profitiert vom Wandel der Antriebstechnik.

Manuela Klingler-Kohler zeigt präzise geschnittene Blechscheiben.
Manuela Klingler-Kohler zeigt präzise geschnittene Blechscheiben.

Denkendorf. Ganz besonders und ganz typisch - beide Attribute treffen auf die Firma Stiefelmayer-Lasertechnik in Denkendorf zu. „Weltweit gibt es keinen Hersteller, der diese Genauigkeit schafft“, sagt Alexander Müller, einer der beiden Geschäftsführer, über seine Laserschneidmaschinen. Diese Marktstellung in einer Nische wiederum ist typisch für eine Vielzahl schwäbischer Familienunternehmen. Sie sind innovativ und optimieren ständig ihre Produkte, um sich in ihrem Segment am Weltmarkt zu behaupten.

Noch eine Besonderheit weist Stiefelmayer auf: Während die Automobilindustrie und ihre Zulieferer nicht wissen, wie sie den Umstieg auf die Elektromobilität überstehen, profitiert das Denkendorfer Unternehmen bereits jetzt vom Wandel in der Antriebstechnik. Seine Laserschneider sind ideal, um feine Blechteile für Elektromotoren herzustellen. „Bei Stiefelmayer ging es immer um Präzision“, sagt Dieter Bulling, der zweite Geschäftsführer der Sparte Lasertechnik. Auf zwei hundertstel Millimeter genau schneidet der Laserstrahl die gewünschte Kontur aus dem Blech. Zum Vergleich: Ein Blatt Papier ist ein Zehntelmillimeter stark. Die Laserschneider von Stiefelmayer sind ideal für Prototypen, Muster und Kleinserien. Das benötigt der Industriezweig Elektromobilität, der gerade im Aufbau ist.

"Elektromotoren sind auch auf Schiffen im Kommen"

Der Markt beschränkt sich nicht auf die Automobilindustrie. „Elektromotoren sind auch auf Schiffen im Kommen“, weiß Hans Klingler, der vor 20 Jahren auf die Lasertechnik setzte. Der 81-Jährige beobachtet den Markt immer noch und lässt sich regelmäßig im Werk blicken. Für Tork-Motoren, die direkt ohne Getriebe antreiben, benötige die Industrie immer mehr Varianten, sagt Klingler. Aktuell fertigt Stiefelmayer-Lasertechnik den Prototyp für den Generator eines Windrads. Durchmesser etwa zehn Meter. Das Beispiel zeigt auch, dass Stiefelmayer selbst Prototypen oder Kleinserien für den Kunden herstellt. „Mit den Lohnaufträgen haben wir hier ein großes Testfeld für unsere Technik“, sagt Alexander Müller, der 1997 gemeinsam mit Dieter Bulling zu Stiefelmayer kam. Laserschneidmaschinen verkauft das Unternehmen etwa zehn Stück im Jahr - Tendenz steigend. Rund eine halbe Million Euro kostet eine Maschine.

Das Besondere der Denkendorfer Laserschneider ist ihre Leichtbauweise. Dafür hat die Firma 2013 den Innovationspreis des Landkreises Esslingen erhalten, auch einen Designpreis haben die Denkendorfer 2014 für die 5-Achs-Laserschneidmaschine ergattert. Die beweglichen Teile sind aus Kohlefasern. „Das macht sie leicht und hochdynamisch. Schnell und genau geht nur mit Reduzierung der Masse, das ist das Geheimnis“, erklärt Bulling und fügt stolz hinzu: „Weltweit gibt es keinen Maschinenbauer, der so viel Carbon einsetzt wie wir.“ Gefragt sind die Laserschneider weltweit. Derzeit bauen die Denkendorfer in China ein Vertriebssystem auf. Wenn er von den unzähligen Herstellern von Elektrofahrzeugen erzählt, muss man sich um die deutschen Unternehmen sorgen. Roland Kurz