Zwischen Neckar und Alb

Hotel am Nürtinger Neckarufer?

Bauausschuss stellte mit der Aufstellung des Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren die Weichen

In der Nürtinger Neckarstraße soll ein Hotel mit 86 Zimmern und Restaurant gebaut werden. Der Standort liegt direkt neben der Freien Kunstakademie.

An der Nürtinger Neckarstraße zwischen Bundesstraße und Neckarufer soll ein Hotel entstehen.Foto: stadt nt
An der Nürtinger Neckarstraße zwischen Bundesstraße und Neckarufer soll ein Hotel entstehen.Foto: stadt nt

Nürtingen. Aus Gesprächen mit Firmenvertretern wisse er, so Oberbürgermeister Heirich am Dienstag in der Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses, dass es – insbesondere in Messezeiten – in Nürtingen Probleme gebe, Hotelzimmer zu bekommen. Mit Hans-Joachim Neveling aus Reutlingen präsentierte die Stadt jetzt einen Investor, der nicht nur ein Hotel bauen, sondern es auch betreiben will. Neveling bringt Erfahrung mit. Er ist seit über 50 Jahren in der Reutlinger Hotellerie engagiert und hat sechs Hotels in Reutlingen, Riederich, Schwäbisch Gmünd und Sonthofen.

In Nürtingen plant Neveling an der Neckarstraße ein Haus mit 86  Zimmern, Restaurant, Küche, Fitnessraum und Tiefgarage mit 30 Stellplätzen. Das Terrain ist nicht unprob­lematisch. Die Themen Hochwasser, Straßenlärm und Parkplätze halte der Investor für „beherrschbare Probleme“, so Heirich in der Sitzung.

Die ersten Entwürfe für das Hotel stellte Bautechnikerin Heike Sebrle vor. In Anlehnung an den Realisierungswettbewerb „Westlicher Neckar“ hat Sebrle die vorgesehenen drei Baukörper aufgegriffen und mit Glasfronten verbunden. Im ersten Bauabschnitt, so die Bautechnikerin, soll die Tiefgarage nicht als Parkplatz, sondern als Hochwasserschutz dienen. Parkplätze will man zunächst oberirdisch nutzen. Im rückwärtigen Bereich des Hotels, zum Neckar hin, ist eine Restaurantterrasse geplant, und über dem Erdwall soll dann am Neckarufer ein Biergarten mit Kioskverkauf entstehen.

Das Stadtbauamt hat die Hotelentwürfe bereits im nicht öffentlichen Teil der letzten Gestaltungsbeiratssitzung vorgestellt. Dieser würde, so Stadtplanerin Susanne Schreiber, den Standort für ein Hotel durchaus begrüßen, hätten aber noch verschiedene Anregungen. So sei empfohlen worden, die Ausprägungen der Glasfassade nach hinten zu versetzen, um den Baukörper mehr zu unterteilen. Auch das Sockelgeschoss sollte mehr ausgebildet werden. Die Terrasse, so die Auffassung des Gestaltungsbeirats, sollte laut Schreiber opulenter gestaltet werden.

CDU-Gemeinderat Norbert Morgenthaler sieht die Hotelpläne positiv. Nürtingen brauche ein weiteres Hotel.

Claudia Himmer, Fraktionsvorsitzende der Nürtinger Liste/Grüne, geht alles zu schnell. Ihr ist nicht wohl beim Gedanken, dass für das Hotel eine wichtige Fläche aus dem Plangebiet „Westlicher Neckar“ herausgenommen wird. Himmer beantragte, den Beschluss über die Bebauungsplanänderung zu verschieben. Das wurde von den Ratskollegen aber abgelehnt.

„Mir geht es ähnlich.“ Auch Raimund Braun (NT 14) gefällt das Tempo nicht, das die Stadtverwaltung bei diesem Vorhaben an den Tag legt. Er plädierte dafür, dass das Projekt überarbeitet wird, vor allem im Hinblick auf klarere Aussagen zu Architektur und Hochwasserschutz.

Für das Hotel und den Standort sprach sich Dr. Otto Unger für die Mehrheit der Freien Wähler aus. Er forderte die Stadt auf, endlich die Hochwasserschutzmaßnahmen zu konkretisieren. Kritischer äußerte sich sein Fraktionskollege Achim Maier. Er befürchtet, dass hier „die Rosinen rausgepickt werden“ und andere Ziele des Gebietes „Westlicher Neckar“ dadurch gefährdet werden könnten.

Zustimmung signalisierte Bernhard Schober für die SPD-Fraktion. Wert müsse die Stadt allerdings da­rauf legen, dass der geplante Biergarten nicht irgendwann umgewidmet werde. Der Platz am Neckarufer müsse für die Bevölkerung erhalten werden.

Werner Oelkrug (Liberale-Aktive Bürger-FWV) hätte sich gewünscht, dass die Pläne erst dem Gemeinderat vorgelegt werden, bevor sie der Gestaltungsrat zu Gesicht bekommt.

Technischer Beigeordneter Andreas Neureuther appellierte an die Kommunalpolitiker, das Vorhaben nicht zu verschieben, was dann auch mit einer knappen Mehrheit geschah. Der Bebauungsplan soll im beschleunigten Verfahren durchgeführt werden. Im beschleunigten Verfahren kann von der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und der Erarbeitung des Umweltberichts der Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung sowie des Monitorings der Umweltauswirkungen abgesehen werden.