Zwischen Neckar und Alb

Hotelgäste werden zu Spendern

AfD-Parteitag Der Nürtinger Hotelier Pascal Vetter spendet einen Teil seiner Einnahmen

Pascal Vetter mit dem Spendenschild an der Rezeption.Foto: privat
Pascal Vetter mit dem Spendenschild an der Rezeption.Foto: privat

Nürtingen. Pascal Vetter, Betreiber des gleichnamigen Hotels in Nürtingen, erlebte am vergangenen Wochenende zwei Seiten des AfD-Parteitags: Während sein Haus fast ausgebucht war, zerstachen Unbekannte vor dem Hotel Autoreifen seiner Gäste. Das ärgert den Hotelier - denn er hatte sich eine kreativere Reaktion auf die Politik der AfD erdacht: Er machte die Gäste zu Spendern.

Pascal Vetter freute sich am Wochenende über ein volles Haus. Etliche Teilnehmer des AfD-Parteitags in der Stadthalle K3N hatten bei ihm gebucht. Man könnte sich als Hotelier über das gute Geschäft freuen - aber Vetter wollte ein klares Bekenntnis für Vielfalt, Toleranz und Respekt abgeben: Er machte die Parteimitglieder, die in seinem Haus übernachteten, kurzerhand zu Spendern.

„Ich wollte ein kleines Statement setzen“, sagt Vetter. „Ich habe mich schon gewundert, wa­rum mich in den letzten Wochen so viele Reservierungsanfragen von Privatpersonen für den Samstag erreicht haben.“ Doch erst nach der Rückkehr aus dem Urlaub sei ihm klar geworden, wer die Zimmer gebucht hatte. „Ich wurde von meiner Oma darauf hingewiesen, dass am Wochenende AfD-Parteitag ist“, sagt Vetter. „Da musste ich dann nur eins und eins zusammenzählen.“

Also überlegte er sich eine Aktion, wie er deutlich machen konnte, dass er die politischen Ziele der AfD nicht teilt, ohne gleichzeitig deren Mitglieder abzulehnen. Und so spendete jeder Gast automatisch 30 Euro des Zimmerpreises für einen guten Zweck. Die aufgerundet 1 500 Euro möchte er nun zu gleichen Teilen an drei Institutionen weitergeben: „Ich habe zwei Patenkinder bei Child Fund.“ Die Nürtinger Hilfsorganisation unterstützt Kinder in Entwicklungsländern. Außerdem will er einen Teil dem „Project Child“ geben, das in Indonesien Bildungseinrichtungen aufbaut. Das dritte Projekt, das mit dem Übernachtungsgeld der AfD gefördert werden soll, liegt gleich um die Ecke: Es ist die Kinder-Kultur-Werkstatt in der Alten Seegrasspinnerei.

Mit einem Aufsteller an der Rezeption wies er die Hotelgäste am Sonntagmorgen auf deren gute Tat hin. „Ich wollte einfach ein friedliches, aber doch klares Bekenntnis abgeben“, sagt Vetter. Deshalb ärgert ihn umso mehr, dass das nicht jeder so sieht: In der Nacht auf Sonntag haben Unbekannte die Reifen von vier Autos vor seinem Hotel zerstochen. „Die hatten alle auswärtige Kennzeichen, und vermutlich gingen die Täter davon aus, dass alles AfD-Mitglieder waren.“ Doch sie lagen falsch - so traf es auch zwei junge Frauen, die ein Konzert in Kirchheim besuchen wollten. „Das war völlig idiotisch“, sagt Vetter. Denn mit Straftaten dieser Art spiele man den Populisten nur in die Hände.Philip Sandrock