Zwischen Neckar und Alb
„Ich kann viel für meinen Wahlkreis mitnehmen“

Politik Soziales Wohnen und innovatives Bauen stehen weit oben auf der Agenda von Andrea Lindlohr.

Esslingen. Neue Legislaturperiode, neues Amt: Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Andrea Lindlohr, ist im Kabinett von Winfried Kretschmann zur Staatssekretärin im Ministerium für Wohnen und Landesentwicklung ernannt worden. Was das für die Esslingerin bedeutet, erläutert sie in einem Interview.

Könnten Sie in aller Kürze ihre Aufgaben definieren?

Andrea Lindlohr: Das neue Ministerium ist zuständig für die Themen Bauen, Wohnen, Landes- und Regionalplanung. Als Staatssekretärin gehöre ich zur Leitungsebene. Im Gesetz heißt es in etwas altertümlicher Sprache: Die politischen Staatssekretäre sind den Ministern zur Unterstützung beigegeben.

Heruntergebrochen auf den Kreis und die Stadt Esslingen: Was bedeutet das konkret?

Lindlohr: Ein wichtiges Thema ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Das Land fördert ja sozial gebundene Mietwohnungen. Das hilft einer Stadt wie Esslingen, damit dort Leute aus allen Einkommensgruppen wohnen können. Womit wir uns im Ministerium ebenfalls beschäftigen: Wie planen Städte und Gemeinden und die Region im Sinne eines wirksamen Klimaschutzes? Wir brauchen erneuerbare Energien, die bei uns erzeugt werden. Wir wollen erreichen, dass mehr Flächen vorgesehen werden für Windkraft und für Fotovoltaik­anlagen, etwa entlang der ­Straßen. Das geht nur im Miteinander der Städte, der Regionen und des Landes.

Sie werden mit der CDU-Ministerin Nicole Razavi zusammenarbeiten. Wo sind mögliche Tücken und Divergenzen?

Die Landesregierung funktioniert nur, wenn Grüne und CDU zusammenarbeiten - im Landtag und in den Ministerien. Das erwarten die Bürgerinnen und Bürger auch von uns. Die inhaltliche Grundlage haben wir ja schon vorher geschaffen durch den Koalitionsvertrag. Das ist unsere Basis. Der Koalitionsvertrag ist auch nicht einfach eine Mischung aus den Wahlprogrammen von Grünen und CDU. Wir sind zusammen auch auf neue Ideen gekommen. Das heißt nicht, dass zwei Parteien eine sind. Es ist wichtig, dass sich die Parteien unterscheiden. Aber die Regierung und die Koalition arbeiten jetzt auf einer gemeinsamen Grundlage.

Sie sind vornehmlich als Wirtschaftsexpertin im Wahlkampf angetreten. Im Wirtschaftsministerium hat aber der CDU-Mann Patrick Rapp die Position des Staatssekretärs übernommen. Ein Wermutstropfen?

Nein, ich habe ein verantwortungsvolles Amt übertragen bekommen und freue mich sehr. In den letzten fünf Jahren war ich die Vorsitzende des Arbeitskreises Wirtschaft, Arbeiten, Bauen und Wohnen meiner Fraktion. Zuvor war ich auch wohnungspolitische Sprecherin. Ich bleibe also bei meinen Themen. Und ich bin in einem Bauunternehmen aufgewachsen. Bauen und Wohnen ist auch Wirtschaft.

Sie haben jetzt eine andere Verantwortung. Sieht man Sie dann überhaupt noch in Esslingen?

Na klar. Ich bin direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Esslingen, ich bin weiterhin Volksvertreterin mit Leidenschaft. Ich vertrete den Wahlkreis und bin für die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Sicherlich werde ich jetzt mehr im Land unterwegs sein und freue mich auch darauf. Doch ich glaube, dass ich da was mitnehmen kann für Esslingen. Wenn ich tolle Beispiele woanders im Land für innovatives Wohnen und Bauen finde, bringe ich die auch gerne mit zu uns.

Und haben Sie dann noch Zeit für sich, Familie und Freunde?

Es ist eine neue Aufgabe für mich in einem ganz neuen Ministerium. Ich muss sie selber entwickeln und freue mich auf das Gestalten. Und ja: Auch Menschen mit kleinen Kindern können solche Aufgaben ausfüllen. Johannes M. Fischer