Zwischen Neckar und Alb
Im Neuffener Tal startet die Weinlese früher

Ernte Die Wengerter sind mit Qualität und Quantität der Weintrauben in diesem Jahr zufrieden. Trotz Rekordhitze hat es am Albtrauf ausreichend geregnet. Die Ernte startet nächste Woche. Von Anneliese Lieb

Wie wird im Täle der Jahrgang 2022? War es den Reben in diesem heißen Sommer zu trocken? Ist die Lese deshalb früher? Fragen, die sich auch Spaziergänger in den Neuffener Weinbergen stellen. „Wenn es jetzt kein Unwetter mehr gibt, sind wir sehr zufrieden“, sagt Jürgen Pfänder, Vorstandsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck. Menge, Ertrag und Qualität stimmen. Die gelegentlichen Gewitterregen, sagt Pfänder, seien am Albtrauf langsam runtergekommen und hätten für ausreichend Bewässerung in den Weinbergen gesorgt. Lediglich in Junganlagen, die noch nicht so tief wurzeln, habe sich der Wassermangel negativ ausgewirkt. „Aber auch diese Anlagen haben wieder aufgeholt“, erklärt Pfänder. In diesem Jahr wird bei der Genossenschaft so früh wie noch nie mit der Lese begonnen. „Voraussichtlich geht es in der zweiten Septemberwoche los.“ Geerntet werden dann die frühen Sorten Acolon und Müller-Thurgau. „Die sind vom Reifegrad schon so weit fortgeschritten, dass die Trauben bei einem stärkeren Regen aufplatzen und dann faulen“, weiß Pfänder.

In der Neuffener Kelter ist für die frühe Lese schon alles vorbereitet. „Wir müssen nur noch einmal die Anlage durchspülen, dann kann es losgehen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck. Sehr zufrieden sind die Genossenschaftsmitglieder auch mit dem Entwicklungsstand der Premiumprodukte. „Der Silvaner für die ,Blaue Mauer‘ muss in diesem Jahr früher gelesen werden, weil die Öchslegrade bei den ertragsreduzierten Sorten schon sehr hoch sind“, erklärt Pfänder. Erstmals wird es vom Jahrgang 2022 bei der Genossenschaft auch einen Chardonnay geben. Jürgen Pfänder und ein weiterer Wengerterkollege haben diese Sorte vor einigen Jahren angepflanzt. „Jetzt müsste die Menge reichen.“

Dass die Weinlese in diesem Jahr früher ist, hat den Vorstandsvorsitzenden der Genossenschaft nicht überrascht. Das habe sich schon im Frühjahr abgezeichnet, sagt er. Froh ist man im Täle auch, dass die Kirschessigfliege die hohen Temperaturen in diesem Sommer gar nicht mochte. „Hoffentlich bleiben wir weiterhin von Schädlingen verschont.“ Das aktuelle Wetter mit tagsüber Sonnenschein und kühlen Nächten ist gut für das Traubenwachstum, „die Temperaturen wirken sich positiv auf die Aromaentwicklung aus“.

Die Heimat des Tälesweins erstreckt sich von Kappishäusern, Kohlberg, Linsenhofen, Frickenhausen über Balzholz und Beuren bis Weilheim. Insgesamt bewirtschaften die Wengerter der Weingärtnergenossenschaft eine Rebfläche von etwa 29 Hektar.

Es gibt auch einige wenige Betriebe, die ihren Traubenertrag selbst ausbauen. Dazu zählt zum Beispiel Elke Muckenfuß. Die Neuffenerin übernahm den Weinbaubetrieb 2007 von ihrem Vater und hat die Rebfläche seither fast verdoppelt. Schaut die hauptberufliche Winzerin aktuell nach ihren Anbauflächen, ist sie sehr zufrieden. „Wenn wir das ernten dürfen, was wir jetzt sehen, dann passt das“, sagt Elke Muckenfuß. Sie will nächste Woche mit der Lese starten. Los geht es auch bei ihr mit Müller-Thurgau. Sie baut aber nicht nur die traditionellen Sorten aus. Auf ihren Rebflächen wächst auch ein Riesling. Die Weinstöcke hat ihr Vater gepflanzt. Der Riesling wird sortenrein ausgebaut, etwa im Gegensatz zu den Kerner-Trauben, die sie für den Cuvée und den Secco nimmt.