Zwischen Neckar und Alb

Im Wahn auf Mitbewohner eingestochen

Gericht Gutachter bescheinigt dem Täter einen „schweren Ausnahmezustand“ und fordert Einweisung in Psychiatrie.

Gericht
Symbolbild

Nürtingen. Eine schwere psychische Krankheit war der Auslöser der Messerstiche vom 15. März dieses Jahres in einer Asylunterkunft in Nürtingen-Neckarhausen. So jedenfalls sieht es im Verfahren wegen Mordversuchs vor dem Stuttgarter Landgericht der Psychiater, der den 27-jährigen Beschuldigten untersucht hat. Nach dem Antrag des Staatsanwalts soll der Täter daher statt in Haft in die Psychiatrie eingewiesen werden.

In dem Verfahren vor der Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts ist auch am zweiten Prozesstag nicht ganz klar geworden, weshalb der 27-Jährige versuchte, einen 42-jährigen Zimmergenossen zu töten. Das Opfer lag schlafend in seinem Bett, als der Beschuldigte mit einem Messer plötzlich von hinten auf ihn mehrfach einstach und ihm dabei schwere Kopf- und Schulterverletzungen beibrachte.

Der psychiatrische Gutachter kam in seinen Ausführungen zu dem Ergebnis, dass der Angeklagte sich an jenem Abend in einer Art schwerem Ausnahmezustand befand und in einem „Affekt-Durchbruch“ die Tat beging. Daher sei er in strafrechtlicher Hinsicht wegen dieser Persönlichkeitsstörung in seiner Steuerung nachhaltig und erheblich eingeschränkt gewesen. In einem solchen krankhaften Zustand jedoch könne sich eine ähnliche Tat wiederholen, sagte der Sachverständige und empfahl den Stuttgarter Richtern, den Mann in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung einzuweisen, da die Krankheit bereits 2017 festgestellt worden sei.

Dem schloss sich auch der Staatsanwalt an und beantragte die Unterbringung des 27-Jährigen in einer entsprechenden Einrichtung. Da Wiederholungsgefahr besteht, sei der Beschuldigte eine Gefahr für die Allgemeinheit, die letztlich vor ihm geschützt werden müsse. Es liege zwar eine versuchte Tötung vor, die jedoch wegen der fehlenden Steuerungsfähigkeit des Angeklagten nicht bestraft werden könne. Das Urteil soll am heutigen Mittwoch verkündet werden.Bernd Winckler