Zwischen Neckar und Alb

Im Zeichen der Maultasche

Gastronomie Bettina Witthuhn und Markus Hahn übernehmen die Räume von Ilzhöfers Kochschule in Esslingen.

Foto:  Roberto Bulgrin
Foto: Roberto Bulgrin

Esslingen. Was passiert, wenn sich die Chefin vom „Rosenhäusle“ mit einem Wirt von „Hahn’s Mostbesen“ zusammentut? - Das ist die Geburtsstunde von „Mattis“. Der Name steht für „Markus’ und Bettinas feine Maultaschen“. Denn Bettina Witthuhn (52), die am Sonntag ihre schwäbische Gaststätte in der Oberen Beutau das letzte Mal öffnet, und Markus Hahn, der mit Eltern und Bruder weiterhin den „Mostbesen“ in Wäldenbronn betreibt, übernehmen die Räume von Jörg Ilzhöfer am Esslinger Hafenmarkt. Nachdem der Maultaschenkönig von Esslingen mit seiner Kochschule ins Stuttgarter Haushaltswarenparadies Tritschler abwandert, wollen die beiden ab Ende März die kleine Lokalität in Esslingen bespielen. Ebenfalls mit selbst gemachten Maultaschen und kleineren Spezialitäten aus der schwäbischen Küche. „Ich erfülle mir mit dem Lokal einen Lebenstraum“, sagt der 47-jährige Bankkaufmann, der dafür seine Stelle bei der Volksbank Esslingen aufgibt.

Der Gedanke gedeiht

Gemeinsam mit seiner Frau bietet er seit ein paar Jahren Stadtrallyes für Gruppen, Firmen oder Vereine durch Esslingen an. Zum Ausklang der Touren hatten sie diverse Esslinger Lokale in ihr Repertoire aufgenommen - unter anderen auch Bettina Witthuhns „Rosenhäusle“. So verfestigte sich der Kontakt. Als Witthuhn und Hahn in der Zeitung gelesen hatten, dass es Ilzhöfer nach Stuttgart zieht, entstand der Gedanke an ein gemeinsames Lokal am Hafenmarkt.

Für Bettina Witthuhn, die das „Rosenhäusle“ in der Oberen Beutau 2007 übernommen und auf die Erfolgsspur gesetzt hatte, bietet es die Chance, nicht mehr die alleinige Verantwortung und den Zeitaufwand in einem Beruf zu haben, der einen auffressen kann. Ihre Gäste im „Rosenhäusle“ werden trauern. „Es läuft so gut wie noch nie. Meine Gäste und ich waren wie eine große Familie“, sagt sie über den schweren Abschied. Die 60 Sitzplätze und Witthuhns Niernle, Kutteln, vor allem aber der Rostbraten waren begehrt bei Stammtischen und Firmen. Aber als Alleinkämpferin in Küche und Gaststube geht eine Sechs-Tage-Woche bis in die Nacht hinein an die Substanz. Bettina Witthuhn: „Und am siebten Tag macht man die Buchhaltung.“

Maultaschen in verschiedenen Variationen

Das neue Lokal am Hafenmarkt soll nun vor allem Tagesgäste bedienen. Angedacht sind Öffnungszeiten von montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags bis 16 Uhr. Im Sommer können sich die beiden für ihre Gäste auch lauschige Abende auf dem Hafenmarkt vorstellen. Immerhin gibt es dort Platz für noch einmal gut 30 Personen. Für die Stadtrallyes sowie andere Vereins- oder Gruppenveranstaltungen sind durchaus auch Abendtermine möglich. „Unser Konzept sind Maultaschen in verschiedensten Varianten. Mit Fisch, klassisch, saisonal, auch süß“, sagt Witthuhn. Wer möchte, kann sie auch vakuumiert kaufen und mit nach Hause nehmen.

Die beiden bauen nicht nur auf die Freunde eines preisgünstigen Mittagstischs, sondern auch auf Touristen, denen sie die schwäbischen Spezialitäten auch zuschicken wollen - irgendwann. Beide freuen sich auf den Hafenmarkt und ihre Nachbarn, zum Beispiel auf das Wollegeschäft von SWR-Moderatorin Barbara Scherrer, das jüngst vom Marktplatz hierher gezogen ist. „Wir müssen den Hafenmarkt wieder beleben“, so Witthuhn. Wer ihr „Rosenhäusle“ am Blühen hält, steht indessen noch nicht fest. Das Lokal wird verkauft. Claudia Bitzer