Zwischen Neckar und Alb

In Esslingen grollt‘s gewaltig

Statistik Esslingen soll die Blitzhauptstadt des Südwestens sein. Doch die Zahlen sind ungenau. Wie ist es wirklich?

Im Landkreis Esslingen hat es im vergangenen Jahr 2241 Mal geblitzt. Foto: Carsten Riedl
Im Landkreis Esslingen hat es im vergangenen Jahr 2241 Mal geblitzt. Foto: Carsten Riedl

Landkreis Esslingen. Mit 2 241 Blitzen sei Esslingen im Jahr 2016 die Blitzhochburg des Südwestens gewesen. Diese Schlagzeile ließ viele aufhorchen. Was steckt dahinter, ist das neu oder war das schon immer so? Die Zahl ist richtig. Doch was da mancherorts zu hören und lesen war, ist ungenau.

Die 2 241 gemessenen Blitze gingen 2016 nicht auf die Stadt Esslingen, sondern im gesamten Landkreis nieder. Die Messung kommt von „Blids“, dem Blitzinformationsdienst der Firma Siemens. Er misst nur Erdblitze, nicht das, was innerhalb der Wolken geschieht. Gewertet wird pro Stadt- oder Landkreis nicht die Gesamtzahl der Blitze, sondern die Zahl der Blitze pro Quadratkilometer Fläche. Das waren im Landkreis Esslingen im Jahr 2016 genau 3,5 Blitze. Der langjährige Durchschnitt von 1999 bis 2016 lag im Landkreis Esslingen bei 3,51 - der Landkreis lag also genau in seinem langjährigen Schnitt. Damit lag er aber im Jahr 2016 in Baden-Württemberg - und das ist neu - an der Spitze. Bundesweit landete der Landkreis auf dem siebten Platz. Ganz vorne im Bundesvergleich liegt der Landkreis Wesel mit 4,13 Erdblitzen pro Quadratkilometer. Das war dort mehr als das Doppelte des langjährigen Durchschnitts.

Die Werte schwanken eben stark, überhaupt ist das mit Statistik so eine Sache. Siemens hat mit der Firma Nowcast einen Mitbewerber, der ebenfalls Blitzdichtekarten erstellt. Nowcast hat mit 28 Einschlägen pro Quadratkilometer Dettingen an der Erms zur Deutschen Blitzhauptstadt 2016 gekürt, gefolgt von Zeithain in Sachsen mit 27 Einschlägen. Lokale Spitzen treten eben viel stärker hervor, wenn die Zahlen nicht auf der Landkreis-, sondern auf Gemeindeebene betrachtet werden.

Dass es im Südwesten überdurchschnittlich viele Blitze gibt, liege an den Hügeln und Höhenzügen, sagt Meteorologin Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst. Die Zahl der Blitze könne aber von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein, sie schwanke stärker als die örtlichen Niederschläge. Der Grad der Bebauung macht bei der Menge an Blitzen keinen Unterschied, nur die Auswirkungen seien in der Stadt natürlich anders als im Wald.Peter Dietrich