Zwischen Neckar und Alb

In Krisenzeiten können Minijobs zur Falle werden

Gewerkschaft Im Kreis Esslingen sind durch Corona rund 3800 geringfügig entlohnte Arbeitsstellen weggefallen.

Gebäudereiniger sind häufig nur als Minijobber angestellt und nicht sozialversichert. Foto: pr

Esslingen. Im Landkreis Esslingen sind im vergangenen Jahr rund 3800 sogenannte Minijobs weggefallen. Innerhalb von zwölf Monaten sank ihre Zahl um sieben Prozent auf zuletzt 53 800, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Die IG Bau beruft sich dabei auf neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „Der Rückgang zeigt, dass Minijobs alles andere als krisenfest sind. In unsicheren Zeiten kürzen Firmen zuerst bei den 450-Euro-Kräften, die allerdings weder Anspruch auf das Kurzarbeiter- noch auf das Arbeitslosengeld haben“, kritisiert Mike Paul. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Stuttgart fordert, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und Betroffene besser zu schützen. Minijobs müssten ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig werden.

Besonders Frauen sind betroffen
In der Gebäudereinigung seien prekäre Arbeitsverhältnisse besonders stark verbreitet und würden insbesondere für Frauen zum Karriere- und Armutsrisiko. Laut Arbeitsagentur zählten die Reinigungsfirmen im Kreis Esslingen Ende vergangenen Jahres rund 1900 Beschäftigte, die einen Minijob als einziges Einkommen haben. Das sind 43 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Branche. Die IG Bau rät Beschäftigten, die während der Pandemie ihren Minijob verloren haben oder um dessen Verlust fürchten, Hilfe bei der Gewerkschaft zu suchen.

„Es ist höchste Zeit, die Sozialversicherungsfreiheit für 450-Euro-Jobs abzuschaffen“, fordert Mike Paul. Nur wenn für die Beschäftigten künftig Beiträge zur Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung gezahlt würden, könnten sie wirksam geschützt werden. So sei es zu begrüßen, dass sich auch die SPD, die Grünen und die Linke für eine grundlegende Reform der Minijobs einsetzten. Die von der Union geforderte Anhebung der Verdienstgrenze auf 550 Euro sei hingegen der falsche Weg und würde die prekäre Beschäftigung ausbauen, statt sie einzudämmen, warnt die IG Bau. pm