Zwischen Neckar und Alb
In luftiger Höhe: Solarzelle trifft auf Pflanze

Wirtschaft Die Nürtinger Firma Zinco ermöglicht die Kombination aus Dachbegrünung und Sonnenenergie.

Nürtingen. Dieter Schenk steht umgeben von Solarzellen und grünen Pflanzen auf dem Dach der Firma Zinco in Nürtingen. Sein Blick schweift über die teils grünen Dächer der anderen Unternehmen im Gewerbegebiet Bachhalde. „Von hier aus sieht jeder gleich unsere Produkte“, meint der gelernte Druckvorlagenhersteller und fügt lachend hinzu: „Ich bin vom Thema Werbung auf dem Dach gelandet“. Das war 1999. Seitdem hat sich bei Zinco, dem Spezialisten für die Planung von Dachbegrünungen, einiges getan: Patente, Gebrauchsmuster, Marken. Zinco gehört zu den „Hidden Champions“.

Die jüngste Zusammenarbeit mit der Augsburger TubeSolar AG, einer Ausgründung des Leuchtmittelherstellers Osram, eröffnet den Schwaben neue Möglichkeiten. Schenk hält eine Art Alurahmen mit 20 schwarzen Neonröhren in der Hand. Tatsächlich sind in den Röhren kristalline Siliziumzellen integriert. Für Schenk ist das die ideale Lösung. „Die Frage, ob Solarzelle oder Dachbegrünung stellt sich fortan nicht mehr.“

Er geht in die Knie, hält das Solarzellenmodul waagrecht über die Pflanzen auf dem Firmendach und erklärt, wie durch die vorhandenen Zwischenräume Wasser und Licht zur darunter liegenden Vegetation gelangen und gleichzeitig Strom erzeugt wird. In den vergangenen sieben Jahren seien statt der zur Sonne ausgerichteten schräg gestellten Solarzellen, die auch auf dem Firmendach montiert sind, flache billige angeboten worden. Dadurch hätte keine Dachbegrünung mehr unter den Zellen wachsen können.Im kommenden Jahr soll der Prototyp der Augsburger in Serie gehen. Nachfrage gebe es bereits, erzählt Schenk. Rund sieben Millionen Quadratmeter Dachflächen würden in Deutschland jährlich begrünt. Ein Wachstumsmarkt.

„Der Klimawandel stellt Städte weltweit vor erhebliche Herausforderungen, wie städtische Hitze- inseln, lokale Starkregenereignisse und die zurückgehende Bio- diversität. Ein Teil der Lösung für gesunde innerstädtische Ökosys- teme ist die vermehrte Begrünung von Dächern“, erklärt er. Sie befinde sich im Grunde bundesweit in allen Bauvorschriften. Zumindest Garagen- und Gewerbedächer müssten begrünt werden. Dies sei schon seit mehr als 20 Jahren so. Marion Brucker