Zwischen Neckar und Alb

In Nürtingen ging nichts mehr

Explosion Betriebe schickten Mitarbeiter nach Hause. Operationen wurden verschoben.

Fachleute des Feuerwehrmesszuges überprüfen die Gaskonzentration in der Halle des Umspannwerkes in Nürtingen.Foto: Matthäus Klem
Fachleute des Feuerwehrmesszuges überprüfen die Gaskonzentration in der Halle des Umspannwerkes in Nürtingen.Foto: Matthäus Klemke

Nürtingen. Es war am Mittwoch kurz vor 13 Uhr, als im Stadtgebiet von Nürtingen auf einen Schlag sämtliche Ampeln ausfielen, Aufzüge stehen blieben, Computerbildschirme schwarz wurden, Bankautomaten keine Scheine mehr ausspuckten, Kassensysteme ihren Dienst verweigerten und auch ein Großteil der Mobilfunknetze schlappmachte.

Während Wartungsarbeiten im Umspannwerk Steinach kam es aus bisher ungeklärten Gründen zu einer Störung. Das führte zu einem Kurzschluss und einer Verpuffung mit Lichtbogen an einem der beiden Hauptschalter für die Nürtinger Stromversorgung. „Normalerweise wird die Stromversorgung dann über eine zweite Leitung gesichert. Wegen der Wartungsarbeiten hatten wir heute aber nur eine aktive Leitung“, sagte Volkmar Klaußer, Geschäftsführer der Stadtwerke.

„Das dürfte ordentlich geknallt haben“, sagte Andreas Nitsch, Pressesprecher der Kreisfeuerwehr Esslingen. Die Mitarbeiter in der Halle kamen mit dem Schrecken davon, flüchteten sofort nach draußen. Denn durch die Explosion wurde die Isolierung am Hauptschalter beschädigt, aus der ein gefährliches Edelgas austrat.

Um 13.25 Uhr ging bei der Feuerwehr Nürtingen Stadtmitte der Alarm ein. 36 Feuerwehrleute kamen zu den Stadtwerken. Außerdem das DRK und zahlreiche Polizeibeamte.

Nachdem zwei Messungen des Feuerwehrmesszugs aus Ostfildern keine bedenklichen Werte anzeigten, betraten die Ingenieure gegen 15.30 Uhr die Halle. Kurze Zeit später, gegen 15.50 Uhr, gingen die Lichter bei den Stadtwerken wieder an, anschließend auch im Rest der Stadt.

Und was bedeutet eine solche Katastrophe für die Klinik auf dem Säer? „Bei einem Stromausfall wird der komplette Betrieb bei uns zunächst auf Batterieversorgung umgestellt“, teilte Klinikdirektor Norbert Nadler auf Nachfrage mit. Die Patientenversorgung ist damit zu jeder Zeit gesichert, und begonnene Operationen wurden zu Ende geführt. Außerdem gibt es ein Notstromaggregat. Bei einem Stromausfall bleibe auch niemand in den Aufzügen stecken, die fahren immer bis zum nächsten Stockwerk, und die Türen öffnen sich automatisch. Alle Operationen, die für den Nachmittag geplant waren, wurden verschoben. Außerdem hat sich das Klinikum mit den Rettungsdiensten abgestimmt, damit Notfälle in die umliegenden Krankenhäuser gebracht wurden.

Eine endgültige Entwarnung konnten die Stadtwerke gestern Abend aber noch nicht geben: „Die Stadt wird derzeit im Notbetrieb mit Strom versorgt. Wenn jetzt irgendein Schaden an der Stromleitung passiert, hätten wir wirklich ein Problem“, sagte Klaußer. Man müsse das Problem im Laufe des heutigen Tages dringend beheben: „Wir haben normalerweise Gürtel und Hosenträger, derzeit haben wir nur den Gürtel.“ nz