Zwischen Neckar und Alb
In Ostfildern droht dem Platzhirsch Konkurrenz

Wahl Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay hat mit Robert Langer erstmals einen Gegenkandidaten. Der corona-bedingte Lockdown macht den Wahlkampf jedoch schwierig. Von Harald Flößer

Angesehener Amtsinhaber mit 16 Jahren Erfahrung gegen Quereinsteiger ohne politisches Vorleben. So ist die Aufstellung für die Oberbürgermeister-Wahl in Ostfildern am 7. Februar. Christof Bolay von der SPD hat, anders als vor acht Jahren, diesmal einen Konkurrenten: den FDP-Stadtrat Robert Langer, der sich seit einem Jahr warm läuft, den Chefsessel im Rathaus zu erobern. Weitere Kandidaten wird es nicht geben.

Die Grünen hatten bereits im Dezember ihre Suche nach einem Herausforderer oder einer Herausforderin aufgegeben. Jetzt musste auch die CDU die Segel streichen. Man hätte gerne eine eigene Alternative angeboten, sagt Michael Brucker, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Ostfildern. Bis zum Herbst sei man sehr zuversichtlich gewesen, doch dann sei klar geworden, dass der corona-bedingte Lockdown es einem Kandidaten sehr schwer gemacht hätte, sich bekannt zu machen.

Bildung als zentrales Thema

Amtsinhaber Christof Bolay sieht auch in den kommenden Jahren Bildung und Betreuung als zentrale Themen. Der 52-Jährige strebt eine dauerhafte Lösung für die Gemeinschaftsschule an. Bei den kleineren Kindern will der Oberbürgermeister weitere dauerhafte Angebote in Scharnhausen und Nellingen etablieren. Den neuen Flächennutzungsplan als zentrales Element der Stadtentwicklung möchte Bolay „in einem breiten Dialog mit der Bürgerschaft erarbeiten“. Ein weiteres zentrales Anliegen ist ihm, mehr Wohnraum, vor allem auch für jüngere Menschen, zu schaffen. Mit dem Gemeinderat solle ein Prozentsatz festgelegt werden, wie hoch der Anteil an geförderten Mietwohnungen sein muss. Beim Ausbau der digitalen Infrastruktur sieht er die Stadt auf einem guten Weg. Doch gebe es nach wie vor weiße Flecken, die „in allernächster Zukunft“ beseitigt werden müssten. Bei all diesen Fragen und auch bei dem für Bolay sehr wichtigen Thema Klimaschutz müsse es eine enge Abstimmung mit den Bürgern geben. Bolay will einen Katalog erarbeiten, wie die Bürgerbeteiligung künftig aussehen soll.

Einen „Kurswechsel der Stadtverwaltung“ verspricht Robert Langer für den Fall seiner Wahl. Der 49-Jährige, der derzeit als Coach für Führungskräfte und Arbeitsvermittler tätig ist, ist überzeugt: „Unsere Stadt wächst viel zu schnell.“ Über Jahre habe man die Infrastruktur vernachlässigt und „nur zaghaft verbessert“. Der FDP-Politiker möchte die Bürger bei der Stadtentwicklung „mehr mitnehmen“. „Bürgerbeteiligungen müssen wieder Mittelpunkte neuer Projekte sein“, sagt er. Wissen und Erfahrung der Bürgerschaft sieht er als „effektive Möglichkeit, die Stadtentwicklung professionell umzusetzen“.

Während Amtsinhaber Christof Bolay die Generationen zusammenführen möchte, strebt Herausforderer Robert Langer einen „Kurswechse
Während Amtsinhaber Christof Bolay die Generationen zusammenführen möchte, strebt Herausforderer Robert Langer einen „Kurswechsel in der Stadtverwaltung“ an.Fotos: Ines Rudel

Die Reihe „OB vor Ort“ möchte der 49-Jährige fortsetzen, nur will er einen solchen Austausch künftig auch in Betrieben, Schulen, im Krankenhaus oder in Pflegeheimen anbieten. Langer hat angekündigt, die Kosten für Bürger und Unternehmen reduzieren zu wollen. Die dafür notwendigen Mittel will er dadurch gewinnen, dass er die städtischen Eigenbetriebe stärkt und den Finanzhaushalt einer durchgängigen Kostenanalyse unterzieht. Beim Personal sieht er kein Einsparpotenzial. Seine neue Marschroute: „Wir werden auf eine geänderte Organisation setzen, um den Aufgaben auch zukünftig gerecht zu werden.“ Damit die Stadtverwaltung ihren Aufgaben gerecht werden kann, braucht es nach seiner Überzeugung „eine bessere Kommunikation und den Einsatz digitaler Hilfsmittel, bei dem die Menschen nicht zu kurz kommen“.