Esslingen. Maximilian Merkle, der aus Esslingen stammt und mittlerweile beim internationalen Medienkonzern Universal Music in Berlin arbeitet, hatte das Festival im vergangenen Jahr aus der Taufe gehoben. Und weil das ebenso ambitionierte wie facettenreiche Konzept in Esslingen und weit darüber hinaus viel Anklang fand, gibt es in diesem Jahr ein Dacapo. Internationale Kooperationsprojekte stehen diesmal im Mittelpunkt des Programms. Zudem darf sich das Publikum auf vielversprechende Album-Premieren freuen. Für die hohe musikalische Qualität des Festivals bürgt neben dem Veranstalter auch der Schirmherr: Der Bassist Eberhard Weber, dessen Karriere in Esslingen begonnen hatte, zählte jahrzehntelang zu den Stars der internationalen Jazzszene.
Große Namen wie John Scofield, Pablo Held, Marcin Wasilewski, Beady Belle, Avishai Cohen oder Jacob Collier zieren diesmal das Programm des Esslinger Jazzfestivals. Doch das ist nur die eine Seite des Konzepts. Maximilian Merkle und seine Mitstreiter haben auch den Nachwuchs fest im Blick: Um junge Jazzer zu fördern, haben sich die Veranstalter in diesem Jahr für einen besonderen Schwerpunkt entschieden: Während der Festivaltage bieten erfahrene Dozenten Workshops an. Dort soll der Jazznachwuchs ein eigenes Programm erarbeiten, das anlässlich des Konzerts von Jacob Collier im Schauspielhaus der Württembergischen Landesbühne präsentiert wird. Und wer sich auch auf theoretischer Ebene mit dem Jazz und seinen Machern beschäftigen möchte, ist bei zwei Gesprächsrunden im Markt der Alten Zimmerei an der richtigen Adresse.
Die Musiker werden auch in diesem Jahr an verschiedenen Spielstätten in der historischen Altstadt zu hören sein. Das Festival wird mit einem Open-Air-Wochenende auf dem Hafenmarkt eröffnet und zieht dann weiter ins Schauspielhaus der Württembergischen Landesbühne. Die Abende klingen jeweils mit Jamsessions im legendären Jazzkeller aus, bei denen die Festival-Stars in intimer Atmosphäre erneut die Bühne betreten. Wie reizvoll das sein kann, durfte das Publikum bereits im vergangenen Jahr erleben. Unvergessen ist jener Abend, an dem der Trompeter Roy Hargrove mit seiner Band die Instrumente erst in den frühen Morgenstunden zur Seite legte – sehr zur Freude der angereisten Jazz-Liebhaber.
Maximilian Merkle möchte sein Festival dauerhaft in Esslingen etablieren – ganz im Sinne einer Stadt, die auf eine reiche Jazztradition zurückblickt. Neben Jazzkeller, Dieselstraße und der sommerlichen Konzertreihe beim Dulkhäusle ist die Esslinger Szene mit dem Jazzfestival nun um eine Attraktion reicher. „Das Festival will keine Konkurrenz zu Bestehendem sein, sondern eine interessante Ergänzung der bestehenden Jazz-Infrastruktur der Stadt“, versichert Merkle.