Zwischen Neckar und Alb

„Jeder Arbeitsplatz ist gut für uns“

Energie Das EnBW-Kraftwerk in Altbach/Deizisau wird nicht stillgelegt. Die Gemeinden hoffen, dass der Konzern sich erholt.

Das HKW 1 in Altbach. Foto: pr
Das HKW 1 in Altbach. Foto: pr

Altbach. „Die Ankündigung der EnBW hat uns nicht sonderlich überrascht“, sagt Altbachs Bürgermeister Wolfgang Benignus - weder die Pläne, eines der beiden Steinkohlekraftwerke im gemeinsamen Gewerbegebiet mit Deizisau stillzulegen, noch die Entscheidung der Bundesnetzagentur, das nicht zuzulassen. Schließlich hatte die EnBW zuvor für neun andere Anlagen entsprechende Anträge gestellt, von denen sieben als systemrelevant gewertet wurden. Seit 5. Juli gehört auch das Heizkraftwerk 1 (HKW 1) in Altbach zu dieser Kategorie.

Jetzt übernimmt die Bundesnetzagentur die Betriebskosten für den älteren der zwei Blöcke am Standort. Mit diesem letzten Schritt hat die EnBW ihr Steinkohleangebot im Vergleich zu 2013 um insgesamt 40 Prozent gesenkt. Die Energiewende und niedrige Strompreise machen das Geschäft nicht mehr so rentabel. Der Karlsruher Konzern steht derzeit nicht gut da: 2016 lag das Minus nach Unternehmensangaben bei fast 1,8 Milliarden Euro.

Die negative Entwicklung haben Altbach und Deizisau zu spüren bekommen. Immer weniger Gewerbesteuern sind eingegangen - und nun fließen sie sogar wieder zurück, mit sechs Prozent Verzinsung. Diese Nachricht hat Anfang des Jahres wie eine Bombe eingeschlagen. Inzwischen ist der Bescheid des Finanzamts in Altbach eingegangen. Benignus geht davon aus, dass seine Gemeinde in den nächsten Tagen 3,7 Millionen Euro bezahlen muss. Die Deizisauer Verwaltung rechne mit Rückzahlungen samt Zinsen von etwa 800 000 Euro.

„Wir hoffen, dass die EnBW durch einen Umbau wieder in die positiven Zahlen kommt und Gewerbesteuer für uns abfällt“, sagt Benignus. Dass die 70 Mitarbeiter bleiben können, weil auch Wartung und Start auf Abruf die Mannschaft nötig machen, bewerten dennoch beide Verwaltungschefs positiv.

Nach längerem Stillstand wegen eines Schadens soll das HKW 1 nun wieder betriebsfähig werden. Ein Probelauf findet am heutigen Mittwoch statt. Dabei wird Prozessdampf über ein Ventil auf dem Kraftwerksdach abgeblasen. Zwischen 9 und 14 Uhr soll es dabei zu intensiven Pfeiftönen kommen, die auch im weiten Umfeld zu hören sind. Greta Gramberg