Zwischen Neckar und Alb

„Jeder freut sich über die Würdigung“

Kreissparkassen-Vorstandschef Burkhard Wittmacher versteht den Ehrenamtspreis auch als Ansporn

Zusammen leben ohne Grenzen. So lautet das Motto des Ehrenamtspreises 2016. Noch bis zum 3. Juli können sich Engagierte beim Teckboten bewerben.

Kreissparkassenchef Burkhard Wittmacher.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques
Kreissparkassenchef Burkhard Wittmacher.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen schreibt mit ihrer Stiftung bereits zum 12. Mal den Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ aus. Warum ist Ihrem Haus dieses Engagement so wichtig?

BURKHARD WITTMACHER: Als Kreissparkasse sind wir sehr stark im Gemeinwesen des Landkreises Esslingen verwurzelt. Unsere Gemeinwohlorientierung spiegelt sich in unserem Geschäftsmodell und in dem Engagement wider. Der Ehrenamtspreis ist ein erfolgreiches Beispiel dieses Engagements. Das Schöne daran: Mit dem Ehrenamtspreis würdigen wir die ehrenamtlich Tätigen. Und wir geben Beispiele sowie Anreize und laden andere ein, es den Prämierten gleichzutun.

Nicht nur in diesen besonderen Zeiten hat das Thema „Zusammen leben ohne Grenzen“ einen hohen Stellenwert. Was verbinden Sie ganz persönlich mit diesem Gedanken?

WITTMACHER: Ich habe mehrere Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet. Das hat meine persönliche Sichtweise insoweit geprägt, als dass ich Grenzen – Landes- oder Sprachgrenzen – nicht mehr als so wichtig empfinde. Ich fühle mich deshalb heute viel mehr als Europäer, denn als Deutscher.

Man gewinnt den Eindruck, als ob auf die Gesellschaft immer mehr Aufgaben zukommen würden. Jetzt zum Beispiel auch bei der Betreuung von Flüchtlingen. Ist das Ehrenamt nicht irgendwann einmal mit all dem überfordert?

WITTMACHER: Bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen haben Ehrenamtliche viel geleistet. Das beeindruckt mich sehr. Nun tut eine gewisse Verschnaufpause sicher gut. Natürlich kann ehrenamtliches Engagement nicht grenzenlos sein und darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Ich glaube aber an die Kraft, die unsere Gesellschaft hat, um dauerhaft ehrenamtliches Engagement zu leisten – nicht nur bezogen auf die Flüchtlinge.

 

Ehrenamtliche brauchen Unterstützung und gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit. Sind diese immer gegeben?

WITTMACHER: Ehrenamtliches Engagement entsteht dann, wenn die Menschen Handlungsbedarf sehen, und nicht erst, wenn die Rahmenbedingungen dafür gut sind. Der Einsatz der Ehrenamtlichen für Flüchtlinge ist doch ein Beispiel dafür, dass ehrenamtliches Engagement auch und gerade dann entstehen kann, wenn die Bedingungen schwierig sind. Das soll nicht heißen, dass man durch eine Verbesserung das Engagement nicht noch unterstützen kann.

Was tut die Kreissparkasse für „Starke Helfer“?

WITTMACHER: Seit Beginn des Ehrenamtspreises hat die Stiftung der Kreissparkasse fast eine Viertelmillion Euro Preisgeld ausgeschüttet. Darüber hinaus unterstützen wir auch unsere Mitarbeiter, die sich als „Starke Helfer“ engagieren: Sie können eine Spende für ihren Verein beantragen und erhalten eine bezahlte Freistellung in gewissem Rahmen für ihre ehrenamtliche Arbeit.

Die Wirtschaft spielt eine wichtige Rolle, wenn es zum Beispiel um das Thema Integration geht. Wie hoch ist ihr Beitrag und auf welche Weise kann das Arbeitsleben Vorbild für ein friedliches Zusammenleben sein?

WITTMACHER: Aufgrund von globalen Wirtschaftsbeziehungen sind Menschen heute in vielen Ländern unterwegs. Sie lernen andere Kulturen kennen, verlieren dadurch Berührungsängste und bauen Beziehungen, sogar Freundschaften, über Grenzen hinweg auf. Das ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben. Vor allem die Jugend von heute kann sich ein nationalstaatliches Denken gar nicht mehr vorstellen. Dieses Denken ist auch durch die Wirtschaft ausgelöst worden.

Wie leistet Ihr Haus Hilfe?

WITTMACHER: Konkrete Hilfe zur Integration leistet die Kreissparkasse auf unterschiedliche Art: So haben wir beispielsweise mit Geldern unserer Stiftung ein Sprach- und Integrationstraining mitfinanziert. Das Programm, das auf Initiative der IHK entstand, hat das Ziel, Flüchtlinge in Ausbildung zu vermitteln. Außerdem planen wir, einzelne Flüchtlinge in Bereichen, wo es möglich ist, längerfristig zu beschäftigen und tariflich zu bezahlen. So hatten wir bereits einen jungen Mann aus Damaskus hier zur Probe.

Manchmal schrecken Ehrenamtliche davor zurück, ihre Arbeit ins rechte Licht zu rücken, und sich für den Ehrenamtspreis zu bewerben. Nennen Sie uns drei Gründe, warum es in jedem Fall ein Gewinn ist, sich an der Preisrunde zu beteiligen.

Wenn man sich am Wettbewerb beteiligt und zu den Preisträgern gehört, bedeutet das erstens: Die Öffentlichkeit wird auf das Projekt, für das man sich engagiert, aufmerksam. Es finden sich so Mitstreiter und Unterstützer. Zweitens: Man erhält einen finanziellen Zuschuss. Und drittens: Das eigene Engagement hat einen Multiplikatoren-Effekt. Es finden sich Nachahmer, die sich auch für die gute Sache einsetzen. Übrigens: Man muss sich ja nicht selbst ins rechte Licht rücken. Es gilt auch die Bewerbung durch Dritte. Denn seien wir ehrlich: Jeder freut sich über die Würdigung seiner Arbeit – auch und gerade im Ehrenamt.

 

Im Internet gibt es weitere Infos zum Ehrenamtspreis unter www.teckbote.de oder der Seite der Kreissparkasse www.ksk.de