Zwischen Neckar und Alb

Jugendlichen eine Chance geben

Flüchtlinge Fachtagung „Jugendsozialarbeit in der Einwanderungsgesellschaft“ hat in Wernau stattgefunden.

Wernau. Zu den benachteiligten Kindern und Jugendlichen, die Unterstützung brauchen, gehören immer mehr jugendliche Flüchtlinge. Sie kommen zu Beratungs- und Anlaufstellen und suchen Rat und Orientierung. Das stellt die Fachleute der Jugendsozialarbeit vor neue Herausforderungen. Information und Austausch hierüber bot ein Fachtag „Jugendsozialarbeit in der Einwanderungsgesellschaft“, zu dem das Kreisjugendamt, die Integrationsbeauftragte des Landkreises, die Bruderhaus-Diakonie und der Stadtjugendring Nürtingen nach Wernau eingeladen hatten.

Sozialarbeit fördert Integration

Die Sozialdezernentin des Kreises, Katharina Kiewel, unterstrich die enorme Bedeutung, junge Menschen mit Migrationshintergrund und insbesondere jene mit Fluchterfahrung frühzeitig bedarfsgerecht zu fördern, sodass ein guter Zugang in unser Bildungs- und Ausbildungssystem ermöglicht wird. „Wir müssen früh beginnen und heute gut investieren, damit wir später nicht reparieren müssen. Nur so können spätere Folgekosten minimiert werden“, betont sie. Jugendsozialarbeit leiste einen wichtigen Beitrag zur Integration vor Ort. Dies sei mit den derzeitigen Ressourcen jedoch nicht leistbar. Kiewel fordert daher eine nachhaltige Finanzierung und bedarfsgerechte Aufstockung der bestehenden Regel-Infrastruktur, statt kurzfristiger und befristeter Projektmittel. „Nur verlässliche Rahmenbedingungen in gut ausgestatteten Strukturen steigern die Chancen auf eine nachhaltige Integration der jungen geflüchteten Menschen.“

Christine Kenntner, Koordinatorin des Projekts „Jugend stärken“ im Quartier, bei dem junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf im Übergang von Schule zum Beruf aufgesucht und individuell begleitet werden, betonte, dass die praktische Arbeit der sozialpädagogischen Fachkräfte in ihren jeweiligen Einsatzgebieten sich deutlich verändert hat. Die Zielgruppe der jungen Menschen differenziert sich in vielen Punkten. Etwa in Herkunft, Bildung und Alter. Hier sei mehr denn je die Kernkompetenz der Sozialpädagogik gefragt: verlässliche Beziehungen aufbauen und individuelle Lösungen suchen.

Durch kontinuierliche Beziehungsarbeit kann frühzeitig erkannt werden, wenn sich Jugendliche schlecht integrieren oder sich ungünstig entwickeln, noch bevor es negative gesellschaftliche Folgen hat. Jugendsozialarbeit ist damit auch ein wichtiger Akteur der Kriminalitäts- und Extremismusprävention.

Ist die Jugendsozialarbeit hinreichend gewappnet für die durch die Zuwanderung veränderten Gesellschaftsstrukturen? Im Landkreis Esslingen haben circa 30 Prozent der Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Sind die bewährten Handlungsansätze ausreichend? Jugendsozialarbeit soll Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft sozialpädagogisch begleiten, Benachteiligungen ausgleichen und an den individuellen Voraussetzungen jedes Einzelnen ansetzen.

Die beiden Impulsvorträge von Barbara Klamt aus München und Andreas Foitzik von der Bruderhaus-Diakonie boten Hintergrundwissen. Dazu gehören die Bedeutung des Ehrenamtes und der Einbezug des lokalen Umfelds, der Aufbau von tragfähigen Netzwerken und ein kultursensibler Umgang. So stellt sich bei der Arbeit im Projekt „Jugend stärken“ im Quartier heraus, dass vor allem eine Orientierung an den jeweiligen Sozialräumen und der Einbezug von vielen Akteuren für eine erfolgreiche Integration günstig sind. Weiterhin sind die jeweiligen interkulturellen Kompetenzen der Fachkräfte und der Ansatz von geschlechtsbezogener Jugendsozialarbeit bedeutsam.pm