Zwischen Neckar und Alb

Jugendstil-Villa erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Restauration In Esslingen entstehen Behandlungsräume mit besonderem Charme.

Esslingen. Viele Jahre war die stattliche Jugendstilvilla in Esslingen in der Mülbergerstraße den Blicken durch hohe Bäume und dichte Büsche entzogen. Govinda Cüppers-Bär, Friedemann Bär, Deva Prem Kreidler-Roth und Rajan Roth haben das Kulturdenkmal wieder ans Licht geholt. Die vier wollen dort ein Zentrum für alternative und ganzheitliche Heilbehandlungen und zugleich einen Ort der Begegnung schaffen. Doch bevor die „Villa Ankerraum“ Realität werden kann, musste es aus seinem Dämmerschlaf geweckt werden.

Die Stadtvilla mit Blick auf die Esslinger Innenstadt wurde 1910 von den Architekten Karl und Otto Junge erbaut. Bis vor wenigen Jahren wurde sie von dem Arzt Dr. Eduard Kanwischer bewohnt, der dort auch seine Praxis hatte und ebenfalls mit Naturheilmethoden arbeitete. Geraume Zeit stand die Villa leer, bevor der Heilpraktiker Govinda Cüppers-Bär das Gebäude entdeckte. Schon seit längerer Zeit waren die vier, die seit langem befreundet sind, auf der Suche nach einem Objekt, in dem sie ihren Traum vom gemeinsamen Arbeiten und Wohnen verwirklichen können. „Es war nicht Liebe auf den ersten Blick“, gesteht Friedemann Bär, Diplom-Pädagoge.

Vom Haus selbst konnte man anfangs nur schwer einen Eindruck bekommen. „Das Ganze war wie ein verwunschener Dschungel, alles total eingewachsen“, erzählt die Heilpraktikerin und Diplom-Ingenieurin Deva Prem Kreidler-Roth von den ersten Besichtigungen. Aber als eine Architektin dem Haus eine gute Substanz bescheinigte, griffen sie zu. Und wurden positiv überrascht: „Es sah viel schlimmer aus, als es war“, sagt der Sozialwissenschaftler und Heilpraktiker Rajan Roth.

Dennoch sah man dem Haus an, dass viele Jahre lang nichts renoviert worden war. Und doch zeigte der zweite Blick, dass viel von der originalen Jugendstil-Ausstattung erhalten war. Besonders schön finden es die Bauherren, dass im großen Runderker in der Beletage noch die Originalverglasung erhalten ist. „Es war, als tauche man in ein anderes Jahrhundert ein“, erinnert sich Kreidler-Roth.

Seit Juni 2016 sind nun fachkundige Handwerker im Haus. Froh sind die vier darüber, dass es keine unliebsamen Überraschungen gab, die den Kostenrahmen hätten sprengen können. „Man sieht am verwendeten Material, dass die Erbauer auf Qualität setzten“, sagt Cüppers-Bär. So musste der Dachstuhl nicht erneuert werden, vielmehr konnte er im Originalzustand erhalten bleiben. „Wir wollen das Haus in seinem Jugendstil-Charme erhalten, alles andere wäre grob fahrlässig“, sagt Cüppers-Bär.

Inzwischen sind die beiden Wohnungen im Obergeschoss und im Dachgeschoss fertig. Dort sind die Eigentümer eingezogen. Die Beletage wird mit mehreren Behandlungsräumen als Praxisgemeinschaft genutzt werden. Hier werden auch Kurse wie Yoga, Meditation oder Tanztherapie angeboten. Vor allem soll sich aber eine Gemeinschaft von Therapeuten bilden, die sich fachlich austauscht und gegenseitig unterstützt. Damit auch die Geselligkeit Platz hat, wird ein Raum als Treffpunkt gestaltet. Für Anfang Februar ist die Eröffnung der „Villa Ankerraum“ geplant. Bis dahin haben Handwerker und Eigentümer ein sportliches Programm vor sich.pm