Wendlingen. Als der 32-jährige Dan Freisem noch im Außendienst für einen Elektrowerkzeugehersteller viel mit dem Auto unterwegs war, nutzte er diese Zeit gerne, um Pod- casts zu hören. Dabei kam ihm eine Idee: Wie wäre es, wenn sein Arbeitgeber ihn und die Kollegen mit einer solchen Mediendatei erreichen könnte, um sie mit Informationen übers Unternehmen, Produktneuheiten oder Vertriebsaktionen zu versorgen?
Freisem recherchierte und stellte fest, dass es noch keine Softwarelösung auf dem Markt gab, die speziell für den internen Gebrauch in Unternehmen zugeschnitten war. Er traf sich mit seinen Bekannten Leo Antunes und Flo De Felice, zusammen wurde die Geschäftsidee weiterverfolgt. Und so ging am vorletzten Tag des Jahres 2019 ihre Firma Hearo an den Start - ein Wortspiel aus den englischen Begriffen für Hören und für Held. Ein Jahr lang wurde entwickelt und getestet. Ende Februar ist nun der Verkaufsstart ihrer Podcast-Software geplant. Dan Freisem ist stolz darauf, dass es gelungen ist, in so kurzer Zeit eine marktfähige Software zu entwickeln. Das Ziel ist es, Unternehmen eine Plattform zur Verfügung zu stellen, um die Audiodateien in deren interne Kommunikation zu integrieren.
Audio ist emotional
Podcasts sind mittlerweile ein Massenmarkt. „60 Prozent der Dax-Unternehmen haben eigene Podcasts, mit denen sie ihre Kunden erreichen wollen“, weiß Dan Freisem. Er befragte für seine Geschäftsidee etliche Firmen und stellte fest, dass immer mehr sich damit befassen, Podcasts auch für interne Zwecke zu nutzen. Zum Beispiel für einen regelmäßigen Bericht des Geschäftsführers, um einzelne Abteilungen vorzustellen, oder wenn es darum geht, die Mitarbeiter zu schulen. „Ein Audio ist emotionaler als eine E-Mail“, so der Firmengründer: „Und man kann sie zeitversetzt hören und dort, wo man sich gerade aufhält.“ Die Hearo-Software bietet einige zusätzliche Funktionen: Die Audioinhalte werden automatisch transkribiert, und so kann der gesamte Inhalt nach Begriffen oder Sätzen durchsucht werden. Unternehmen könnten so eine audiobasierte Wissensdatenbank aufbauen, erklärt Freisem. Die Software lasse sich in jede bestehende IT-Infrastruktur integrieren.
„Ein wichtiger Punkt ist die Sicherheit der Daten“, so Freisem. Hierin habe man bei der Entwicklung viel Aufwand investiert. Alle hochgeladenen Podcasts liefen ausschließlich auf zertifizierten Servern mit Standort in Deutschland und seien nicht außerhalb der Plattform zugänglich. Sowohl auf den Servern als auch während der Übertragung seien die Podcasts dauerhaft verschlüsselt gelagert.
Um den Schritt in die Selbstständigkeit wagen zu können, bewarb sich das junge Unternehmen über das Programm „Start up BW“ des Landes um eine Anschubfinanzierung. Als die zugesagt war, gab Dan Freisem seinen alten Job auf und widmete sich fortan in Vollzeit seiner Geschäftsidee. Er ist in Wendlingen aufgewachsen und hat Wirtschaftswissenschaften studiert. Insgesamt ist das Hearo-Team zu viert: Leo Antunes ist für die Softwareentwicklung zuständig, Flo De Felice kümmert sich um die Finanzen und die Verwaltung. Unterstützt werden sie von Eilean Bloem beim Marketing.
„Gründen in Corona-Zeiten ist immer ein großes Risiko, aber wir kämpfen uns gut durch“, sagt Dan Freisem: „Vielleicht gibt das Virus auch den Podcasts noch mal einen Kick, weil mehr Leute im Homeoffice arbeiten.“ Henrik Sauer