Zwischen Neckar und Alb

Kaum Hoffnung für die Firma Fink

Finanzen Das Druckereiunternehmen ist bereits längere Zeit in finanzieller Schräglage. Insolvenzverwalter ist etwas ratlos.

Ostfildern. Dass die Bücher von Körner Druck in Sindelfingen und J. Fink in Ostfildern-Kemnat, gelinde gesagt, eine Katastrophe sind, beschreibt der Stuttgarter Insolvenzverwalter Dietmar Haffa so: „Der Geschäftsführer war zu wenig achtsam, weswegen die Buchhaltung unvollständig, in sich nicht stimmig und in großer Unordnung ist.“

Der Geschäftsführer der beiden Unternehmen, Erki Katkosild, gibt der Corona-Krise die Schuld am Untergang des Unternehmens. Weil die Grenzen geschlossen gewesen seien, habe er seine Geschäftspartner in Frankreich und Belgien nicht mehr beliefern können, außerdem habe er durch die Krise 30 Prozent seiner Druckaufträge verloren, sagt er. Er versuche jetzt, an Geld von Banken und der Bundesregierung zu kommen, um die Firma zu retten.

Seit Monaten kein Geld mehr

Seit Monaten haben die 140 Mitarbeiter bei Körner Druck und die 80 Mitarbeiter bei J. Fink keinen Lohn mehr gesehen. Die meisten von ihnen haben vierstellige Beträge verloren. Nach dem Dafürhalten des Betriebsratsvorsitzenden Victor Pataco hätte Körner Druck schon vor einem Jahr die Insolvenz anmelden müssen. Der Insolvenzverwalter Dietmar Haffa sieht das ähnlich, zumindest hat Haffa Forderungen aus dem Vorjahr gefunden, die noch nicht beglichen worden sind.

An Masse ist kaum mehr etwas da: Die Druckmaschinen sind längst verkauft und vom Unternehmen zurückgeleast worden, die Grundstücke sind ebenso verkauft und wieder zurückgepachtet worden. Das alles verursachte hohe laufende Kosten, denen die Firma nicht mehr gewachsen war. Wie desolat die Situation gerade bei Körner Druck ist, zeigte sich daran, dass die Firma nicht einmal mehr den Strom bezahlen konnte. Sie musste Notstromaggregate aufstellen, damit die Computer der Buchhaltung weiterlaufen konnten. Dabei war Körner Druck einst ein grundsolides schwäbisches Unternehmen - bis zum Jahr 2016. Um den Betrieb zu vergrößern, wurden insolvente Druckereien hinzugekauft, doch die Wachstumsstrategie ging nicht auf.

Haffa steht nicht nur vor dem Scherbenhaufen zweier Firmen, sondern auch vor einem Berg aus Kontoauszügen und anderen Unterlagen, mit denen er versucht, nachzuvollziehen, wohin das ganze Geld der Unternehmen geflossen ist. Sechs bis sieben Mitarbeiter stehen ihm bei dieser komplizierten Aufgabe zur Seite. Anfang November sollen die Insolvenzen eröffnet werden. Nach Abschluss der Verfahren wird sich zeigen, was die Gläubiger noch erhalten werden. Viel wird es vermutlich nicht sein. Ulrich Stolte