Zwischen Neckar und Alb

Kein Geld für Hagelflieger-Initiave

Knappes Ergebnis im Reutlinger Kreistag: Zuschuss gestrichen

Der Kreistag ist nicht bereit, dem „Verein zur Hagelabwehr im Landkreis Reutlingen“ einen Zuschuss zu geben. Von der Rückforderung der bereits 2014 ausbezahlten 24 720 Euro wurde jedoch abgesehen.

Kreis Reutlingen. Pro oder contra Geld für Hagelflieger? Kreisrat Mike Münzing (SPD) konstatierte gestern: „Wir haben auch ein Fruchtfliegen- problem und eine Mäuseplage.“ Damit wollte er deutlich machen, dass man hierfür als Landkreis auch keine Großausgaben tätigen werde. Viel eher sei doch Hagel die Folge des Klimawandels, da müsse man sich einbringen.

Und Thomas Ziegler (Linke) setzte obendrauf: „Nachweise über die Wirksamkeit der Hagelflieger gibt‘s nicht – und seit wann unterstützt der Landkreis Glaubensgemeinschaften“? Ob denn bald auch „examinierte Wünschelrouten-Gänger“, so Zieglers genüssliche Anmerkung, künftig auch in den Genuss von Steuergeldern kommen sollen? Hans Gampe (Grüne) setzt ganz einfach auf das WGV-Kleinflugzeug, das schon rechtzeitig vor Ort sein würde, wolle die Versicherung doch in ganz Württemberg agieren.

Gabriele Gaiser saß derweil hilflos im „Abstand“ – und musste miterleben, wie ihr die Felle davon schwammen. Die CDU-Kreisrätin ist die Vorsitzende des Vereins zur Hagelabwehr im Kreis Reutlingen und durfte deshalb an der Diskussion und der Beschlussfassung zu diesem Thema nicht teilnehmen.

Hinzu kam, dass Anette Rösch (FWV) die mögliche Mehrheit des bürgerlichen Lagers ebenso aufweichte wie ihre Fraktionskollegin Silke Höflinger – sowie Erich Herrmann von der CDU. Rösch will zwar „gesundheitliche Schäden“ von den Menschen am Boden abwenden, kündigte aber dennoch ein Nein an.

„Alternative Schutzmethoden nicht bekannt“

Und so kam es, dass der Beschlussvorschlag, sich mit 30 000 Euro auch 2015 am Verein zu beteiligen, durchfiel. Genauer: Der entsprechende Sperrvermerk im Haushalt bleibt. Auch ist der Landkreis nicht mehr bereit, dem Verein „grundsätzlich“ einen Zuschuss zu gewähren. Das wiederum bedeutet, dass es auch mittelfristig nicht mehr auf die Tagesordnung kommen darf. 25 Kreisräte stimmten für das Projekt, 27 aber waren dagegen, ein Kreisrat enthielt sich – obwohl es sich ja nur um eine Anschubfinanzierung für zwei Jahre handeln sollte.

Wenn künftig ein heftiges Gewitter im Großraum Stuttgart aufzieht, muss die Region Reutlingen darauf setzen, dass die Cessna der WGV-Versicherung sich der Reutlinger erbarmt. Allein diese Versicherung hatte nach dem verheerenden Hagelschlag vom 28. Juli 2013 insgesamt 241 Millionen Euro aufzuwenden, wie sie mit Schreiben von vor sechs Wochen den Landkreis informierte. Die WGV teilte unlängst auch mit, dass sie nun ein eigenes Flugzeug am Standort Flughafen Stuttgart hat. Dieses wird von der Versicherung voll finanziert und soll nach deren Vernehmen „im Raum Württemberg eingesetzt“ werden.

Die Spannug im Kreistag blieb bis zum Schluss, und die linke Seite im Kreistag war dezidiert der Auffassung, dass es sich hier um eine Glaubensfrage handele, da die mit einigen Kilogramm Siberjodid „bewaffneten“ Flieger Gewitterwolken in einer Weise zwar impfen können, dass sehr viel kleinere Hagelkörner entstehen oder es nur abregnet. Allein, es fehlten konkrete Beweise.

Selbst US-Amerikaner, die unlängst zu einer entsprechenden Tagung angereist waren, konnten mit ihren Erfahrungen aus North Dakota schlussendlich die Mehrheit im Rat in der entscheidenden Sitzung nicht überzeugen.

Da half es wenig, dass Florian Weller (CDU) zu Protokoll gab, „dass uns alternative Schutzmethoden gegen Hagelunwetter nicht bekannt sind“. Jedenfalls sei man im Schwarzwald-Baar-Kreis bereits sehr erfolgreich dabei, die Wolken zu impfen.

Auch Professor Jürgen Straub (WiR) versicherte seine Zustimmung, will die Sache aber 2017 noch einmal hinterfragen lassen – obwohl „das ein hochideologisches Thema“ sei. Der Kreis sei sehr wohl für eine solche Schadensabwehr zuständig, davon ist Jürgen Fuchs (FWV) überzeugt. Das sah Professor Willi Weiblen (FDP) nicht anders, was am Ende aber auch nichts half.