Zwischen Neckar und Alb
Keine Impfung in Kreisimpfzentren trotz Termin

Pandemie An den beiden Kreisimpfzentren standen am Montag etliche Impflinge vor verschlossenen Türen. Der Grund: Es wurde weniger Impfstoff geliefert, als vorgesehen. Von Philipp Sandrock

Mancher, der am späten Montagnachmittag mit einem Termin zu einem der beiden Kreisimpfzentren fuhr, staunte nicht schlecht: Die Impflinge standen vor verschlossenen Türen. Die Öffnungszeiten seien wegen geringer Impfstoffmengen reduziert worden, sagten die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Deshalb seien doch alle Termine nach 15.30 Uhr verschoben worden. Das sahen die Impflinge anders: Denn eine Mail vom Impfzentrum hatten sie nicht bekommen. Trotzdem: die Türen blieben verschlossen. Und statt der Zweitimpfung gegen das Corona-Virus blieb nur der Heimweg.

Es mussten Impftermine abgesagt oder verschoben werden, bestätigt Malteser-Kreisgeschäftsführer Marc Lippe. Insgesamt über 1000 Termine hätten umgebucht werden müssen. Alle Betroffenen seien darüber aber informiert worden. Warum es am Montag trotzdem zu der Panne kam, sei unklar. Die Betroffenen schildern übereinstimmend, dass sie weder telefonisch noch per E-Mail oder SMS informiert worden seien.

Landkreis-Pressesprecherin Andrea Wangner bestätigt, dass die Impfzentren ihren Betrieb reduziert hätten. „Es wurde vom Sozialministerium in Stuttgart angekündigt, dass diese Woche weniger Impfstoff an die Impfzentren geliefert wird“, so Wangner. Darauf hätten sich die Betreiber der Impfzentren auch vorbereitet. Statt bis abends um 21 Uhr wird zurzeit nur noch bis 15.30 Uhr geimpft. Die Zentren laufen im Ein-Schicht-Betrieb.

Das Land bekomme vom Bund für die Impfzentren nach wie vor dieselbe Menge an Impfstoff geliefert: Circa 330 000 Dosen pro Woche, so Florian Mader, Presserefernt im Sozialministerium. Die Menge sei sozusagen gedeckelt. Ursprünglich hatte der Bund angekündigt, im Mai wesentlich mehr Impfstoff zu liefern. Entsprechend seien die Kapazitäten der Impfzentren hochgefahren worden und entsprechend der Forderungen des Bundesgesundheitsministeriums vorhandene Reserven abgebaut worden, um möglichst viele Erstimpfungen durchführen zu können. „Jetzt stehen die Impfzentren vor dem Problem, dass sie aufgrund der jetzt anstehenden zahlreichen Zweitimpfungen bei gleicher Impfstoffmenge nun weniger Erstimpfungen durchführen können“, so Mader. Deshalb fordere das Land, die Impfstoffmenge für die Impfzentren aufzustocken.

Aufgrund der Deckelung der Impfstoffmenge könnten aktuell nur Zweitimpftermine stattfinden und Sonderkontingente bearbeitet werden, so Mader weiter. Das sei auch der Grund für die veränderten Öffnungszeiten der Impfzentren im Kreis Esslingen. Alle Betroffenen seien per Mail oder Telefon über die Änderung der Öffnungszeiten benachrichtigt worden. Er vermutet, dass die Menschen, die am Montag trotzdem zu den Impfzentren kamen, wegen nicht korrekter Kontaktdaten oder eines Spamfilters nicht erreicht worden seien. In Esslingen werde jetzt am Eingang mit einem Schild darauf hingewiesen, dass Betroffene am Folgetag zu den Öffnungszeiten nochmals zur Impfung kommen können, so der Ministeriumsprecher weiter.

Die Lage bleibt angespannt, darauf weist auch Wangner hin: Auch nächste Woche haben beide Impfzentren nur von 8 bis 15.30 Uhr geöffnet und übernächste Woche von 9 bis 17.30 Uhr. Die Öffnungszeiten danach seien noch nicht geplant, das hänge von den weiteren Impfstofflieferungen ab.

„Alle Personen mit einem Termin außerhalb dieser Öffnungszeiten werden angeschrieben oder angerufen, wenn keine E-Mail-Adresse vorhanden ist“, sagt Wangner. Sie können an dem Tag ihres Termins zu beliebiger Uhrzeit innerhalb der reduzierten Öffnungszeiten kommen. Falls das nicht gehen sollte, können diese Impflinge auch am nächsten Tag geimpft werden. „Es ist für bereits vereinbarte Termine auf jeden Fall Impfstoff vorhanden“, so die Landratsamts-Sprecherin.

Auch Wangner hat keine Erklärung dafür, warum am Montag trotzdem Menschen zu ihrem Termin kamen. Auf Spekulationen, warum die Impfstofflieferungen für die KIZ reduziert werden, möchte sie sich aber nicht einlassen.

Malteser-Chef Lippe ärgert sich: „Die Zentren könnten täglich doppelt so viele Impfungen machen, bekämen sie nur genügend Impfstoff. Die knapperen Impfstoffmengen kommen  zur Unzeit: Es stehen viele Zweitimpfungen an, die teilweise schon seit Monaten feststehen. Derzeit sieht er die Hausärzte  bei den Lieferungen bevorzugt, die Praxen kämen mit den Impfterminen kaum nach. Gleichzeitig seien im Land eine Million Impfdosen von Astra-Zeneca eingelagert, die nicht verimpft würden. Damit könnten die Impfzentren sofort loslegen. Es gelte doch jetzt gemeinsam mit den Hausärzten möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen.

Bis August in Betrieb

Denn gerade ist der Betrieb der Impfzentren verlängert worden, sagt Kreissprecherin Wangner. Sie sollen jetzt bis zum 15. August weiterbetrieben werden. Ursprünglich sollte der Betrieb am 30. Juni enden. Lippe betonte aber, dass die am Montag abgewiesenen Impflinge alle am nächsten Tag eine Impfung bekommen hätten. „Die werden dazwischengeschoben“, so Lippe. Denn die Mitarbeiter in den beiden Impfzentren seien derzeit alles andere als ausgelastet.