Esslingen. Junge Menschen, die scheinbar „nichts“ tun, nicht in die Schule gehen, keine Berufsausbildung machen, nicht arbeiten und sich nicht anpassen. Die sich vermeintlich jeglicher guter Zurede von Erwachsenen und Behörden verschließen. Genau sie sind es, die das Jobcenter im Landkreis Esslingen und der Landkreis selbst erreichen möchten, um sie in ihrer schwierigen Lebenssituation zu unterstützen: Auf dem Weg zu Bildung, zu Angeboten der Arbeitsförderung oder in das soziale Sicherungssystem.
Das Jobcenter im Landkreis Esslingen und die Jugendhilfe starten deshalb eine Kooperation, die einzigartig ist in Deutschland. „Das gemeinsam verantwortete Konzept bringt die bereichsübergreifende Zusammenarbeit in die Praxis. Der Ansatz, dass Jugendhilfe, Arbeitsförderung und Kommunen gemeinsam fördern, ist sehr innovativ“, erklärt Katharina Kiewel, Sozialdezernentin des Landkreises. Der KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg) fördert die Begleitung und Evaluation des Vorhabens.
„Wir brauchen diese enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Denn keiner kommt besser an die Jugendlichen ran als Sozialarbeiter. Ihnen gelingt es, die Jugendlichen anzusprechen und Vertrauen aufzubauen, weil wir sie nicht verloren geben wollen“, sagt Astrid Mast, Leiterin des Jobcenters. Sie weiß, dass es eine Aufgabe ohne schnelle Erfolge ist.
Gesetzänderung macht‘s möglich
Ermöglicht wurde dieser Vorstoß durch eine neue gesetzliche Regelung in den Sozialgesetzbüchern. Hier stehen junge Menschen bis 25 Jahre im Fokus, zum Beispiel Schulabbrecher und junge Menschen, die bereits in der Schule den Anschluss verloren haben. Weiterhin können junge Menschen das Angebot nutzen, denen die erforderlichen Kompetenzen fehlen, um in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt einzusteigen oder die den Kontakt zum Jobcenter abgebrochen haben. „Wir warten nicht, ob die Jugendlichen ins Jobcenter kommen und unsere Angebote abholen. Wir gehen da hin, wo sie sind und bieten unsere Hilfe und Unterstützung offensiv an“, sagt Mast.
Das gemeinsame Förderkonzept für benachteiligte und schwer erreichbare junge Menschen wurde vom Arbeitsbündnis Jugend und Beruf im Landkreis Esslingen entwickelt. Landkreis und Jobcenter fördern gemeinsam an fünf Standorten in Esslingen, Ostfildern, Leinfelden-Echterdingen, Nürtingen und Kirchheim Anlaufstellen, die Jugendbüros genannt werden. Hier soll die Begegnung stattfinden. Los geht‘s am 1. Januar 2019.pm