Die Klimaschutzziele für 2020 und 2050 sind gesteckt und 26 Kommunen wollen gemeinsam mit dem Landkreis Esslingen darauf hinarbeiten: Der Energieverbrauch soll im nächsten Jahrzehnt um 21 Prozent und bis 2050 um 41 Prozent gesenkt werden. Noch deutlicher wird das „ambitionierte Ziel“ (Landrat Eininger) bei den Treibhausgasen: Bis 2030 soll der Ausstoß um 36 Prozent und bis 2050 um 78 Prozent reduziert werden. Vor etwa 200 Besuchern stellten Landrat Heinz Eininger und Hans Hertle vom Heidelberger Ifeu-Institut das Konzept im Wernauer Quadrium vor. Unterstützt wurden sie von TV-Wettermoderatorin Claudia Kleinert.
Anhand von Grafiken machte die Wetterfrau - „wenn ich eine Wetterfee wäre, würde das Wetter öfters anders aussehen“ - deutlich, wie sich das Klima bereits verändert hat. Die Jahre 2015 bis 2018 waren die wärmsten, seit Wetterdaten aufgezeichnet werden. Der ausgetrocknete Boden habe sich auch in diesem Jahr nicht erholt. „Von zwei Grad mehr kann bei uns keine Rede mehr sein“, betonte Kleinert. In 16 bis 20 Jahren werde in Süddeutschland der Schnitt drei bis vier Grad höher liegen. Die Sommer werden trockener, die Winter nasser. „Jedes bisschen, was der Einzelne fürs Klima tut, ist nützlich und unumgänglich.“ Kommunen müssten insbesondere in den noch heißeren Ballungszentren mehr Grünflächen und Wasserflächen schaffen, für Schattenspender sorgen und Häuser bauen, die Hitze abhalten können.
Neue Leitlinien im Städtebau und energetische Bauweisen sind zwei Elemente im Klimaschutzkonzept des Landkreises. „Wir wollen den Klimaschutz in jede Stadt, in jede Gemeinde und jeden Haushalt bringen“, sagt Eininger. Wesentliche Bausteine seien nachhaltige Mobilitätsangebote, optimierter Ressourceneinsatz in der Wirtschaft und ökologische Standards bei Siedlungsentwicklung und Wärmeversorgung. Beim Bau der Landratsämter wolle man Vorbild sein und fast CO2-neutral bauen. Eininger ließ Zweifel und Optimismus erkennen. Der Kreis Esslingen allein werde den weltweiten Klimawandel nicht aufhalten, sagte er. Andererseits werde das Land von der Summe der Kommunen gebildet. „Wenn wir es nicht gewuppt kriegen, dann wird es nicht funktionieren.“ Für das nötige Personal bräuchten die Kommunen aber mehr als eine Anschubfinanzierung, betonte Melanie Braun, Bürgermeisterin in Neckartenzlingen.
Der Landrat hält wenig vom Protest auf der Straße. Er löse das Problem nicht, der Kurs werde in den demokratischen Gremien festgelegt. Kleinert und Hertle freuen sich über den Protest. Vor zwei Jahren sei er frustriert gewesen, sagte Hertle, dank „Friday for Future“ werde er endlich wieder gehört. Ähnlich geht es der TV-Frau: „Bisher habe ich mir den Mund fusselig geredet.“ Und wenn die Schüler das Eltern-Taxi ablehnten, wäre schon viel gewonnen.
CO2-Reduzierung sei einfach, wenn die Wirtschaft schwächele, sagte Theo Rombach, der durch die Veranstaltung führte, aber der Kreis Esslingen boome. Was tun? „Wer an der Wachstumsschiene München, Stuttgart, Hamburg liegt, muss mehr machen als die Uckermark“, antwortete Hertle. Klimaschutz im Handel und Preise für klima-innovative Betriebe sind Teil des Konzepts.
Einige Besucher sind noch nicht bereit, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Das Wort „Klimahysterie“ fiel, begleitet von CO2-Rechnereien zum CO2-Ausstoß durch den Atem der wachsenden Menschheit. „Schwachsinn“, sagte Kleinert, „es ist egal, wie viel Sie ausatmen, entscheidend ist, ob Sie mit dem Auto fahren.“