Zwischen Neckar und Alb

Kommt das Nürtinger Stadtticket?

ÖPNV Der Gemeinderat beschäftigt sich mit der Frage, ob die Stadt ein Ticket zum vergünstigten Tarif mitfinanziert.

Nürtingen. Mit den Überlegungen, ein Stadtticket einzuführen, befindet sich Nürtingen in guter Gesellschaft. 16 Kommunen hätten Interesse angemeldet, sagte Dirk Dietz vom Verkehrsverbund Stuttgart (VVS), in der Sitzung des Verwaltungs-, Finanz- und Wirtschaftsausschusses. Darunter seien auch Kirchheim und Plochingen. Herrenberg hat das Stadtticket zum 1. Januar eingeführt, in Esslingen soll es am 1. April kommen.

Der VVS-Tarifexperte zeigte am Beispiel anderer Kommunen auf, wie es gehen kann: Ludwigsburg hat im August 2018 umgestellt, der Pilotzeitraum läuft bis Ende 2019. Für drei Euro pro Tag können ÖPNV-Nutzer beliebig oft im Stadtgebiet Bus fahren. Das Gruppentagesticket kostet sechs Euro.

Die Bürger der Barockstadt haben das vergünstigte ÖPNV-Angebot gut angenommen. Von 16 000 verkauften Tickets pro Monat ist die Zahl im Dezember auf 43 000 verkaufte Fahrscheine gestiegen. Dietz räumte freilich ein, dass diese Steigerung auch mit dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt zusammenhänge. Der Ausgleichsbetrag, den Ludwigsburg an den VVS zahlt, liegt derzeit bei 650 000 Euro. Da der vergünstigte Stadttarif nicht ins Regeltarifangebot des VVS übernommen werden könne, sei ein finanzieller Ausgleich durch die Kommunen nötig, so Dietz.

Nürtinger ÖPNV-Benutzer zahlen momentan pro Busfahrt 2,50 Euro. Wer zum Beispiel von Roßdorf oder von der Braike in die Innenstadt und nach dem Arztbesuch oder Stadtbummel wieder mit dem Bus zurückfahren will, zahlt fünf Euro. Nach der Tariferhöhung, die am 1. April kommt, sind es sogar 5,20 Euro.

Würde Nürtingen das Stadtticket einführen, müsste der ÖPNV-Nutzer innerhalb des Stadtgebiets inklusive der Stadtteile nur noch einen Fahrschein für drei Euro lösen. Aktuell, so Dietz, gehe man in Nürtingen von rund 99 000 Fahrten im Jahr aus. Zahlt der Nutzer pro Fahrt etwa einen Euro weniger, muss die Stadt die Mindereinnahmen in Höhe von circa 110 000 Euro - so die vorläufigen Berechnungen des VVS-Fachmannes - an den Verkehrsverbund erstatten.

Starke Befürworter eines Stadttickets sind die SPD-Stadträte, die im Zuge der Haushaltsplanberatungen die Einführung des Tickets beantragt haben. „Der ÖPNV muss eine echte Alternative zum Individualverkehr werden“, so Michael Medla.Anneliese Lieb