Zwischen Neckar und Alb

Konkret geht es um Doppelwecken

Museum Das Reformationsjubiläum wird kräftig gefeiert. Nicht nur bei den Protestanten und nicht nur in Kirchenräumen. Im Freilichtmuseum gibt es die ökumenische Aktion „Brot-Zeit“. Von Jürgen Gerrmann

Freuen sich schon auf die „Brot-Zeit“ im Beurener Freilichtmuseum: Nürtingens Dekan Michael Waldmann, Pfarrer Christoph Schubert
Freuen sich schon auf die „Brot-Zeit“ im Beurener Freilichtmuseum: Nürtingens Dekan Michael Waldmann, Pfarrer Christoph Schubert aus Neuffen, Pfarrerin Margret Oberle aus Lenningen, Paul Magino (katholischer Dekan im Kreis Esslingen) sowie Dekanatsreferentin Ute Rieck (von links). Foto: Jürgen Gerrmann

Die Idee kam bei einem Gespräch zwischen den evangelischen und katholischen Dekanen im Kreis und Landrat Heinz Eininger auf, erzählt Nürtingens evangelischer Dekan Michael Waldmann: „Wir wollten den ökumenischen Aspekt deutlich machen, aber auch in die Gesellschaft hineinwirken.“

Brot ist ja nicht nur in den meisten Ländern rund um den Globus Grundnahrungsmittel, sondern auch ein urchristliches Symbol. Gemeinsam das Brot zu brechen, das zählt zu den Grundpfeilern des christlichen Glaubens und der christlichen Gemeinschaft. Waldmann ist der Ansicht: „Brot ist ein Lebensmittel, um uns satt zu machen - sowohl körperlich als auch geistig.“

Gerade in der Reformation seien Abendmahl und Eucharistie nicht als Trennendes betrachtet worden. Und nun wolle man Brot in Gemeinschaft teilen: „Damit deutlich wird - uns eint mehr als uns trennt.“

Das sieht auch Waldmanns katholischer Kollege Paul Magino so: „Es geht um die Begegnung von Menschen. Das wollen wir ermöglichen. Und es ist toll, dass da der Landrat auf Kreisebene mitmacht. Wir wollen mit ihm backen und schauen, ob wir was gebacken kriegen.“ Konkret geht es um Doppelwecken.

Das Vorbereitungsteam war schon vor Ort, um sich die Gegebenheiten anzuschauen, erzählen Pfarrerin Margret Oberle aus Lenningen und Pfarrer Christoph Schubert aus Neuffen. Viele Ehrenamtliche haben zugesagt, mit anzupacken, und Margret Oberle freut sich darüber, dass einer von drei Backdurchgängen mit Kindern stattfindet: „Die können dann nach Herzenslust teigen und ihre Wecken mit Körnern bestreuen.“ Dreimal sollen je 160 Wecken ins Backhaus geschoben werden.

Laut Ute Rieck, der Dekanatsreferentin für Öffentlichkeitsarbeit im katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen, soll es aber auch um eine spirituelle Frage gehen: „Was macht dich satt?“ Da sehe man sich als Kirche gefragt, und darüber wolle man miteinander ins Gespräch kommen. Ihre Antworten sollten die Menschen auf Papiertischdecken notieren.

„Wo ist dein Hunger? Wo ist deine Sehnsucht?“ Fragen wie diesen wolle man nachspüren, gemeinsam singen, Impulse hören. Und das Brot als Friedenssymbol genießen.

Für viele Laien stellt das Brot als Teil der Eucharistie und des Abendmahls aber auch etwas Trennendes dar. Dem widerspricht Paul Magino indes heftig: „In der Feier des Abendmahls an sich besteht zwischen der lutherischen und unserer Kirche kein Unterschied.“ Die trennende Frage sei vielmehr die des Amtes. Für ihn bedeute die evangelische Ordination im Grunde dasselbe wie die katholische Priesterweihe. Wenn ein ordinierter Kollege das Abendmahl leite, habe er kein Problem damit: „Aber Schwierigkeiten bekomme ich, wenn es jemand anderes tut.“

Wobei er der evangelischen Seite durchaus viel guten Willen attestiert: „Vor etwa 40 Jahren wurden dort nach dem Abendmahl die übrigen Hostien oft weggeschmissen und der restliche Wein weggeleert. So was gibt es heute nicht mehr. Mein sehnlichster Wunsch ist, dass wir das Abendmahl wirklich miteinander feiern.“

Michael Waldmann bestätigt: „Im Kern gibt es keinen Unterschied zwischen uns. Auch die lutherische Kirche glaubt an die reale Präsenz Jesu. In, mit und unter Brot und Wein ist Christus mitten unter uns.“ Ute Reich möchte derweil „weg von der theologischen Diskussion hin zu den Menschen“. Das solle die Botschaft von „Brot-Zeit“ sein: „Wir sind nah bei Euch dran und möchten Euch Nahrung geben. Über das Materielle hinaus.“ Deswegen habe man für diese Aktion bewusst keinen kirchlichen Raum ausgewählt.

Es gehe aber um ein klares Signal: „Gerade angesichts des Reformationsjubiläums wollen wir zeigen, was uns verbindet. Die ,BrotZeit‘ soll im Grunde ein Christusfest sein.“ Daher sollen Kinder auch freien Eintritt und Erwachsene vergünstigte Preise bekommen. Den Einnahmeausfall übernehmen die beiden Kirchen.