Zwischen Neckar und Alb

Kraftwerk bleibt in Reserve

Energie Der Steinkohleblock in Altbach gilt als „systemrelevant“. Deswegen kann ihn die EnBW nicht vom Netz nehmen.

Das Kraftwerk wird nicht ausgeschaltet. Foto: EnBW

Altbach. Wie erwartet kann auch das Kraftwerk 1 im Gewerbegebiet Altbach/Deizisau nicht stillgelegt werden. Die Bundesnetzagentur hat es als systemrelevant eingestuft, wie eine EnBW-Sprecherin jetzt mitteilte. Der Energiekonzern hatte Ende Februar bekannt gegeben, dass er den älteren der zwei Steinkohlemeiler am Standort aufgeben will.

Den 70 Mitarbeitern, die dem Altbacher Block 1 zugeordnet werden, wird wohl ein Stein vom Herzen fallen. Auch wenn ihr Arbeitgeber betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen hatte, wären bei einer Aufgabe des Heizkraftwerkes wohl Regelungen zur Altersteilzeit, Abfindungen oder Wechsel an andere Standorte angestanden. Seit 5. Juli hat die Anlage den Status „Reservekraftwerk“ und muss im „Stand-by“-Modus gehalten werden, um bei Energieengpässen - etwa wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint - die Versorgung aufrechterhalten zu können. Dazu ist die volle Belegschaft nötig.

Der Betrieb des Heizkraftwerkes sei nicht mehr wirtschaftlich, begründete die EnBW im Februar ihre Absicht. Energiewende und günstige Strompreise machen Steinkohlekraftwerke wenig rentabel. „Wir stellen fest, dass der Einsatz unserer Kraftwerke insgesamt zurückgeht“, sagte damals Rolf Seeger, Leiter der konventionellen Produktionssparte.

Reparatur zog sich in die Länge

Weiter unter eigener Regie will die EnBW das neuere Kraftwerk am Standort, den Block 2 aus dem Jahr 1997, betreiben. Sein Wirkungsgrad - das heißt das Verhältnis von eingesetzter zu produzierter Energie - ist um zehn Prozent höher. Der Block aus dem Jahr 1985 hat eine elektrische Leistung von 434 Megawatt und kann bis zu 280 Megawatt Fernwärme auskoppeln. Damit könnten eine halbe Million Vier-Personen-Haushalte mit Energie versorgt werden.

Nun wird das Heizkraftwerk 1 also nur noch bei Bedarf angeworfen. Die Betriebskosten trägt die Bundesnetzagentur. Die EnBW war bereits bei der Bekanntgabe ihres Entschlusses davon ausgegangen, dass die Behörde eine Stilllegung nicht zulässt. Seit 2013 hatte der Konzern neun konventionelle Kraftwerksblöcke aufgeben wollen, von denen sieben als systemrelevant eingestuft worden waren.

Um das Ansinnen der Bundesnetzagentur überhaupt erfüllen zu können, muss der neue Reservemeiler wieder vollends fit gemacht werden. Im Oktober hatte sich ein Schaden ereignet, dessen Reparatur sich in die Länge zog. 2016 war das Heizkraftwerk 1 auch deswegen viel weniger in Betrieb als üblich. Kommende Woche soll laut einer EnBW-Sprecherin ein Probebetrieb stattfinden.  Greta Gramberg