Zwischen Neckar und Alb

Kreisräte zeigen sich beeindruckt

Drei Tage lang konnte sich eine 23-köpfige Delegation, bestehend aus Vertretern des Esslinger Landratsamts des Kreistags und der Kreispresse, sich ein Bild davon machen, wie sich der Landkreis Leipzig in den letzten Jahren entwickelt hat. Der Teckbote hat Vertreter der Fraktionen im Anschluss zu ihren Eindrücken befragt.

„Was mir imponiert, ist der Wille, aus einer Landschaft, die eigentlich kaputt ist, etwas Gutes zu machen, sie so wiederherzustellen, dass sie wieder erlebbar ist“, sagt Claudia Grau (Freie Wähler). „Viele ziehen dort an einem Strang, um gemeinsam etwas aufzubauen. Aufgrund des Wohlstands bei uns ist das Gemeinschaftsgefühl nicht mehr in dem Maß da.“ Anders als im dicht besiedelten Kreis Esslingen gebe es im Landkreis Leipzig Flächen, die sich gestalten ließen. „Ich bedaure fast, dass ich nicht gesehen habe, wie es hier in den 90er-Jahren aussah“, so die Nürtinger Bürgermeisterin.

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„Wir haben zum Glück nicht so eine Mondlandschaft“, gibt CDU-Kreisrat Rainer Bauer zu bedenken. Er wünscht den Menschen im Landkreis Leipzig, dass das Seen-Konzept funktioniert. Differenziert betrachtet er das Thema Asyl: Bei einem Ausländeranteil von 1,2 Prozent seien es die Leute dort nicht gewöhnt, Menschen aus anderen Herkunftsländern aufzunehmen. „Sie haben aber den Vorteil, Wohnraum zur Verfügung stellen zu können.“ Bei den Treffen weite sich der Blick. „Man sieht, dass manches anders geht als man es gewohnt ist.“ So würden die Bürgermeister im Kreis München oft aus den Fraktionen heraus gewählt. „Verwaltung funktioniert auch, wenn Nicht-Fachleute am Ruder sind“, meint Bauer dazu.

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„Ich finde es beeindruckend, was im Landkreis Leipzig entstanden ist“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Sonja Sohn. Was ihr bei den ersten Besuchen nach der Wende als Vision begegnete, sei jetzt umgesetzt. „Dabei sind 25 Jahre eigentlich nichts. In der kurzen Zeit ist enorm viel passiert. Ich sehe auch die Bereitschaft, innovativ zu sein. Dem Neuen stellen sich die Menschen dort mit Offenheit.“ Weil sie die gewonnene Lebensqualität sähen, glaubt Sonja Spohn, dass das Tourismuskonzept aufgeht. Besonders positiv bewertet die SPD-Frau auch, welchen Stellenwert die Menschen im Landkreis Leipzig der Kultur einräumen.

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„Ich bin überrascht, wie gut es mit der Seenlandschaft wird“, sagt Jürgen Menzel (Grüne). „Erstaunt hat mich aber, wie stark die Menschen noch an der Braunkohle hängen. Wenn man bedenkt, welche Auswirkungen deren Emission hat, kann man sich schon das ein oder andere fragen.“ Auch moniert Menzel, der Regionalplaner habe nichts für Windkraft übrig. Der Grünen-Politiker hatte an den drei Tagen häufig den Bus auf seinem Drahtesel begleitet und 130 Kilometer heruntergespult. Sein Fazit: „Die Radwege an den Seen sind gut ausgeschildert und auch in der Stadt Leipzig sehr gut ausgebaut.“

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„Man muss bewundern, wie die Menschen eine Umwandlung der Landschaft in dieser Dimension hinbekommen haben“, sagt der Nürtinger FDP-Kreisrat Hermann Quast. Er geht zwar nicht davon aus, dass das Leipziger Neuseenland massenhaft Urlauber aus dem süddeutschen Raum anziehen wird, „Es ist ein Naherholungsgebiet für Leipzig.“ Die Einweihung des Zwenkauer Sees sieht Hermann Quast als eine Art Stunde null. „Das Gerippe steht, jetzt kann man was daraus machen.“ Beispielsweise müsse sich noch Gastronomie ansiedeln.

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„Die Reise war interessant und informativ“, so lautet das Resümee von Peter Rauscher (Linke). „Wichtig war der Austausch mit den Kollegen.“ Besonders gefiel ihm, dass der Landkreis Leipzig überlegt, eine Krankenkarte für Asylbewerber einzuführen. „Das hatten wir in der Haushaltsdebatte auch gefordert. Und im Landkreis Leipzig haben sie ein Sozialticket“ – eine seit Langem unerfüllte Forderung der Linken im Kreis Esslingen. Besonders freut sich Rauscher darüber, dass die Linken die zweitstärkste Fraktion im Kreistag Leipziger Land sind und Kulturförderung dort eine staatliche Pflichtaufgabe ist.