Zwischen Neckar und Alb

Landkreise drücken aufs Tempo im Netz

Breitbandausbau Regionale Partner treiben ihre Pläne für ein flächendeckendes Glas­fasernetz voran. Ab 2018 könnte gebaut ­werden. Von Bernd Köble

Nach wie vor sind viele Haushalte und Unternehmen in der Region unterversorgt mit schnellem Internet. Die Landkreise wollen nun
Nach wie vor sind viele Haushalte und Unternehmen in der Region unterversorgt mit schnellem Internet. Die Landkreise wollen nun gemeinsam beim Ausbau vorankommen.Foto: Carsten Riedl/Grafik: iuscomm

Auf Gewerbe- und Immobilienmessen erfährt man, was geht. Für Esslingens Landrat Heinz Eininger bedeutet das vor allem, vorgeführt bekommen, was man hier im Kreis gerne hätte: schnelles Internet. „Es gibt Kommunen, weiß Eininger aus eigener Erfahrung, „die bieten Gewerbeflächen im Gigabit-Bereich an.“ Das geht nur mit Glasfasernetzen, die in der Lage sind, große Datenmengen schnell zu transportieren.

Zwischen Alb und Neckar ist man froh, die Mindestversorgung, die sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt hat und an der die Deutsche Telekom als größter Anbieter derzeit arbeitet, gewährleisten zu können. Das sind 50 Mbit pro Sekunde. Ein Standard, den noch immer rund 40 Prozent der Gewerbezonen im Kreis nicht erreichen. 30 Kommunen und Stadtteile im Landkreis Esslingen gelten nach wie vor als unterversorgt. Hält die Telekom ihr Versprechen bei der Schließung von Versorgungslücken, blieben kreisweit immer noch neun Gemeinden, die leer ausgingen. Der Grund: Marktversagen. In anderen Worten: Für einen privaten Betreiber lohnt die Sache nicht, weil nicht genügend Kunden an der Strippe hängen.

Nicht nur für den Kreis Esslingen ein guter Grund, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und regional zu vermarkten. Nach einer Bestandserhebung im vergangenen Jahr haben die fünf Landkreise in der Region Stuttgart inzwischen gemeinsam mit der Landeshauptstadt und dem Regionalverband die Planung für den Bau eines flächendeckenden Glasfasernetzes ausgeschrieben. Durch die Zusammenarbeit wird das Projekt wirtschaftlicher, der Verwaltungsaufwand geringer und gleichzeitig sichergestellt, dass Versorgungsstränge nicht an Kreisgrenzen enden.

Am Donnerstag dieser Woche haben die Esslinger Kreisräte im Technikausschuss erstmals Einblick in ein Organisationsgutachten und einen detaillierten Zeitplan erhalten. Gleichzeitig wurde mit 200 000 Euro einer Einstiegsrate für die ersten Planungsschritte im Haushalt zugestimmt. Zentraler Punkt ist die Gründung einer gemeinsamen kreisübergreifenden Kommunalanstalt in der zweiten Jahreshälfte 2017. Sie soll die Planung koordinieren, als Generalunternehmer wirken und die Städte und Gemeinden bei der Umsetzung vor Ort als Dienstleister unterstützen. Denn bauen müssen die Kommunen selbst. Bau und Verpachtung des sogenannten Backbone – des Hauptstrangs im Netz – bleibt regionale Aufgabe. Die Städte und Gemeinden übernehmen die Planung und den Bau der Zugangsnetze. Im kommenden Jahr gilt es nun, ins Detail zu gehen und die dafür nötigen Verwaltungsstrukturen zu schaffen. Die Stelle eines Breitband-Koordinators im Landkreis ist bereits ausgeschrieben. Sie soll ab Januar besetzt sein. Läuft alles nach Plan, könnte ab 2018 gebaut werden.

„Wie schnell das Ganze geht, hängt in erster Linie von den Kommunen ab“, sagt Professor Jürgen Anders von der Hochschule Furtwangen, der die Landkreise beim Ausbau der digitalen Netz-Infrastruktur berät. Ziel müsse es sein, überall dort, wo Glasfaser verlegt wird, die schnellen Leitungen auch bis ins Haus zu bringen. Von Privatbetreibern wie der Telekom wird dies bisher in der Regel nicht übernommen.

Wie schnell sich die Investition amortisiert, hängt davon ab, wie früh Geld für die Pacht von den Netzbetreibern zurückfließt und wie Bund und Land zu ihrer Zusage von Fördergeldern stehen. Die erste Zuschussrate über 90 000 Euro für die gemeinsame Ausschreibung der Planung ist im Landratsamt bereits angekommen. Das Thema wird vor Ort in den fünf Nachbarkreisen so schnell nicht vom Tisch sein. Eininger fürchtet: „Der Breitbandausbau wird die Kommunen in zehn Jahren noch beschäftigen.“