Zwischen Neckar und Alb

Lebenslänglich für Erich Hartmann

Nach 32 Jahren im Amt wurde Beurens Bürgermeister mit einem Festakt verabschiedet

In der Beurener Festhalle wurde ein Generationswechsel eingeläutet. Mit der Verabschiedung von Bürgermeister Erich Hartmann und der Vereidigung seines Nachfolgers Daniel Gluiber ging in dem Kurort am Albtrauf eine Ära zu Ende. Dabei bewiesen die Beurener, dass auch ein Dreieinhalb-Stunden-Festakt erstaunlich kurzweilig sein kann.

Landrat Heinz Eininger (rechts) verabschiedete Beurens Bürgermeister Erich Hartmann - und begrüßte Nachfolger Daniel Gluiber (li
Landrat Heinz Eininger (rechts) verabschiedete Beurens Bürgermeister Erich Hartmann - und begrüßte Nachfolger Daniel Gluiber (links).Foto: Jürgen Holzwarth

Beuren. Großer Bahnhof zum Abschied von Bürgermeister Erich Hartmann: Mit einer Feier in der Festhalle, musikalisch umrahmt vom Musikverein, dem Liederkranz und dem Turn- und Gesangverein Balzholz, wurde der langjährige Beurener Schultes gefeiert. Für ihn habe der Berufswunsch Bürgermeister schon früh festgestanden, sagte Erich Hartmann. Allerdings habe er eher den Schwarzwald im Blick gehabt – denn es sollte eine schöne und naturnah gelegene Gemeinde werden. Es sollte anders kommen.

Um die Verdienste des Bürgermeisters für die Gemeinde zu würdigen, hat ihm der Gemeinderat einstimmig die Ehrenbürgerschaft zuerkannt. Bernhard Klaß, Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister des Kurorts, hatte noch eine weitere Überraschung für den scheidenden Schultes parat: Ebenfalls einstimmig hat man einen bis dato einmaligen Beschluss gefasst: „Sie und Ihre Frau bekommen lebenslang freien Eintritt in die Panorama Therme.“

Schließlich war es vor allem die Therme, um die sich Hartmann verdient gemacht hat. Als Beurener Kurdirektor und Geschäftsführer des Bades hat er in den vergangenen Jahrzehnten die Therme maßgeblich weiterentwickelt. Hartmann habe den Finger immer am Puls der Zeit gehabt und die richtigen Impulse gegeben. Hartmann war als Nachfolger von Willy Gras erst der zweite Bürgermeister der Gemeinde seit Ende des Zweiten Weltkriegs. In seine Amtszeit fällt nicht nur der Bau des Tunnels mit der Ortsumfahrung, der den Ortskern maßgeblich entlastete, sondern auch die Gründung des Freilichtmuseums in den Herbstwiesen.

Bevor Landrat Heinz Eininger dem neuen Bürgermeister Daniel Gluiber die Wahlprüfungsurkunde überreichte, fand auch er lobende Worte für Hartmann. „Die Ehrenbürgerwürde ist eine tolle Anerkennung Ihrer Lebensleistung“, so Eininger. Er sei eine prägende Bürgermeisterpersönlichkeit gewesen. Als finanzschwache Kommune sei Beuren für größere Projekte auf Fördermittel angewiesen, um die Hartmann sich erfolgreich bemüht hatte. Außerdem trage die Gemeinde eine weitere Bürde: „Keine andere Gemeinde in Baden-Württemberg hat einen so großen Denkmalbestand wie Beuren“, betonte Eininger.

Neuffens Bürgermeister Matthias Bäcker berichtete, als er vor fünf Jahren in Neuffen seinen Posten antrat und sich nach dem Kollegen erkundigt habe, sei ihm unisono geantwortet worden: „Der war schon immer da.“

Bei einem engagierten Kurdirektor und passionierten Saunagänger lag es fast auf der Hand, dass auch ein Vertreter des Deutschen Saunabunds zu Wort kommt: Geschäftsführer Rolf-Andreas Pieper. „Beuren spielt in der Champions League“ – zumindest mit seiner Therme, die im Schnitt von 600 000 Badegästen im Jahr besucht wird. Dem komme auch zugute, dass der Bürgermeister persönlich die Qualität der Sauna teste. „Erich Hartmann ist anerkannter Saunaaufguss-Juror“, erklärte Pieper. Deshalb habe er bei der nächsten „Saunaaufguss-WM“ als Juror mitzuschwitzen.

Helmut Pfänder sprach für die 13  Beurener Vereine. „Was Sie für uns und unsere Vereine geleistet haben, kann man nicht einmal ansatzweise in Worte fassen.“ Die Renovierung der Kelter, der Umbau der alten Schule zum Bürgerhaus – für das Beurener Vereinsleben hätten sich dadurch viele Möglichkeiten geboten. Pfarrer Andreas Stiehler lobte die gute Zusammenarbeit der Gemeinde mit der Evangelischen Kirchengemeinde, die im Ort die drei Kindergärten betreibt. Insbesondere in den vergangenen Jahren habe sich hier viel getan – so sei allein die Zahl der Erzieherinnen von neun im Jahr 2007 auf 21 Kräfte im vergangenen Jahr angestiegen.

Hauptamtsleiter Wolfgang Heinkel sprach auch Dinge an, die trotz erheblicher Mühen nicht erreicht werden konnten: So fehlen bis jetzt ein Gesundheitshotel und ein Wohnmobilstellplatz, außerdem warte man auf den Titel „Bad“ bisher vergebens.

Punkte, die auch Hartmann in seiner Ansprache aufgriff. Neben den Erfolgen, der Ortsumfahrung und der damit verbundenen Beruhigung des Ortskerns, dem Freilichtmuseum und den insgesamt 30 Millionen Euro Investitionen in die Therme, seien andere Projekte nicht verwirklicht worden. Kein gutes Haar ließ der Schultes auch an der neuen Gemeindeordnung, die die Handlungsspielräume von Verwaltungsspitze und gewählten Volksvertretern unnötig beschneide. Zum Abschied hatte Hartmann auch etwas Besonderes für den Philosophenweg: Er stiftet der Kommune drei fest installierte Sonnenliegen, die entlang des Wanderwegs aufgestellt werden sollen.