Zwischen Neckar und Alb

Lichtenwalder Krankenpflegeverein steht vor dem Aus

Veruntreuung Die kriminellen Machenschaften des Ex-Kämmerers setzen dem Verein zu.

Die Homepage des Vereins gibt es noch. Ohne Vermögen ist er aber nicht mehr handlungsfähig.
Die Homepage des Vereins gibt es noch. Ohne Vermögen ist er aber nicht mehr handlungsfähig.

Lichtenwald. Der Lichtenwalder Krankenpflegeverein hat keine wirkliche Aufgabe mehr, und nun ist auch noch sein komplettes Vermögen futsch. Daher steht der Verein nun vor der Auflösung. Was tun mit einem Verein, der keine wirkliche Aufgabe mehr hat und bei dem nun auch fast das komplette Vermögen weg ist? Er werde als kommissarischer Vorsitzender in der nächsten Mitgliederversammlung vorschlagen, den Krankenpflegeverein aufzulösen, sagt Lichtenwalds Bürgermeister Ferdinand Rentschler. Die Machenschaften seines früheren Kämmerers, der sich über Jahre aus der Gemeindekasse bedient hatte und dafür im Mai 2019 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, hatten auch den Förderverein für Krankenpflege und soziale Dienste in Lichtenwald, wie er offiziell heißt, ins Trudeln gebracht. Denn der mittlerweile vom Dienst suspendierte 64-Jährige nutzte die Konten des Vereins nicht nur für seine kriminellen Transaktionen, sondern scheint auch das Vermögen veruntreut zu haben.

Wie groß der finanzielle Schaden wirklich ist, können weder Rentschler noch der für eine Prüfung eingesetzte Steuerberater sagen. Nur so viel ist laut Rathauschef nachzuvollziehen: Die Summe der dubiosen Abbuchungen von den Vereinskonten beträgt um die 200 000 Euro. Das verlorene Geld gerichtlich einzutreiben, ist schwierig. Aber der Bürgermeister hofft, dass die Gegenseite, sprich sein verurteilter Kämmerer und dessen Rechtsanwalt einlenken und zu einem Vergleich bereit sind.

Um welche Summen der 64-Jährige die Gemeinde betrogen hat, konnte das Gericht wegen der Verjährungsfrist von zehn Jahren nicht wirklich klären. Nachweisen konnte man ihm nur, dass er von August 2012 bis zum Mai 2017 insgesamt rund 274 000 Euro von der Gemeindekasse abgezweigt und in die eigene Tasche gesteckt hatte, unter anderem, um damit seine Spielsucht zu finanzieren. Doch ist das vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Denn der Ex-Kämmerer, der fast 40 Jahre für die Gemeinde gearbeitet hatte, hat sich nach Angaben eines Kriminalbeamten, der beim Prozess als Zeuge gehört wurde, schon seit 2006 an öffentlichen Geldern bereichert. Doch die dabei unter anderem veruntreuten rund 103 000 Euro sind bereits verjährt.

Wie groß der Schaden für den Verein für Krankenpflege und soziale Dienste ist, lässt sich ebenfalls nicht feststellen. „Wir kennen den Anfangsbestand der Konten nicht“, sagt Rentschler. Es gebe keine Aufzeichnungen. „Alles ist weg.“ Insgesamt verfüge der Verein noch über einen „vierstelligen Betrag“. Rentschler kann sich noch an die Mitgliederversammlung 2016 erinnern. Da habe der Kassenbestand etwa 107 000 Euro betragen.Harald Flößer