Zwischen Neckar und Alb

Luther und die Prophezeiungen vom Weltenende

Der Weltuntergang: Daten, Theorien und Szenarien über das bevorstehende Ende hatten zu allen Zeiten und in allen Kulturen Konjunktur. Immer wieder wird er heraufbeschworen, der große Zusammenbruch. Bis jetzt hat die Welt aber noch jedem drohenden Untergang getrotzt - zuletzt dem medienwirksam dargestellten Ende, das aufgrund des Maya-Kalenders vor über vier Jahren - am 21. Dezember 2012 - hätte anstehen sollen.

Zu Luthers Zeiten waren ebenfalls exakte Daten im Umlauf, für die das Jüngste Gericht angekündigt war. Einigen Aussagen zufolge soll sich der Reformator selbst an dergleichen Spekulationen beteiligt haben. Sinnvoll wäre sein Apfelbäumchen-Spruch aber vor allem dann, wenn er seine Zeitgenossen damit hätte aufrütteln wollen: dass sie angesichts des Weltuntergangs und des Jenseits nicht auf die rechtzeitige Aussaat im Diesseits verzichten.

Michael Stifel, ein gebürtiger Esslinger, verkündete direkt in Luthers Umfeld den Weltuntergang. 1532 erschien in Wittenberg ein Buch, in dem Stifel das Ende der Welt auf den 19. Oktober 1533 vorausberechnet hatte. Zahlreiche Bauern vernachlässigten deshalb ihre Arbeit - weil es sich ja nicht gelohnt hätte, zu säen, was nicht mehr zu ernten gewesen wäre. Auf diese Ereignisse bezieht sich die Redewendung „einen Stiefel reden/rechnen“. vol