Zwischen Neckar und Alb

„Man muss Begegnungen ermöglichen“

Dialog Migration und Flucht – das waren die Hauptthemen bei der Verbandsversammlung der Diakonie im Landkreis.

Symbolfoto: Carsten Riedl

Kreis. Diakonische Einrichtungen und evangelische Kirchengemeinden sind in den letzten Jahren verstärkt mit dem Thema Flucht und Migration konfrontiert. Das stellt sowohl das Haupt- wie auch das Ehrenamt vor Herausforderungen. Grund genug für die Vertreter der Diakonie im Landkreis Esslingen (DIL), dieses Thema in den Mittelpunkt ihrer Verbandsversammlung in Kirchheim zu stellen.

Aus vielen Blickwinkeln betrachtet entstand ein Gesamtbild, das die zahlreichen Facetten von Migration deutlich machte. „Wir brauchen gegenseitige Unterstützung und Bestärkung“, sagte Pfarrer Frieder Grau, der die Veranstaltung moderierte. Dass Flüchtlingsarbeit im biblischen Auftrag geschieht, ist auch dem Nürtinger Dekan Michael Waldmann, Vorsitzender der DIL, wichtig. Die Kirchheimer Dekanin Renate Kath legte dar, dass Flucht kein neues Phänomen ist, sondern schon die Bibel voller Fluchtgeschichten ist.

Flüchtlinge individuell begleiten

Kurt Hilsenbeck, Ehrenamtskoordinator im Evangelischen Kirchenbezirk Esslingen, beschrieb, wie sich die Flüchtlingsarbeit in den vergangenen drei Jahren verändert hat. Mit dem Wechsel der Geflüchteten in die Anschlussunterbringung seien nicht mehr kurzfristige Hilfsangebote für größere Gruppen, sondern individuelle Begleitung Einzelner gefragt.

Ulrich Teufel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Jugendhilfe „aktiv“, verdeutlichte an einem Beispiel die schwierige Situation von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden. Werden sie volljährig, wird ihr Asylanspruch überprüft. 85 Prozent hätten wohl keine Chance, hierzubleiben, schätzt Teufel. Es sei denn, sie machen zum Zeitpunkt der Volljährigkeit eine Ausbildung. Dann dürfen sie auch zwei Jahren nach deren Abschluss noch bleiben. Anette Lang, die Leiterin des Beruflichen Ausbildungszentrums Esslingen (BAZ), hat gute Erfahrungen mit jungen Flüchtlingen gemacht, die im Projekt „Jump Up“ fit für den Einstieg in eine Ausbildung gemacht werden: „90 Prozent sind hoch motiviert.“

Angst um bezahlbare Wohnungen

Renate Maier-Scheffler, die Leiterin der Diakonischen Bezirksstelle Nürtingen, sieht die Diakonie unter anderem herausgefordert, Begegnungen zwischen Einheimischen und Geflüchteten zu ermöglichen und den Schutzbedürftigen eine Stimme zu geben. „Doch wie gelingt es uns, das Thema in den Kirchengemeinden zu platzieren, auch gegen bestehende Ängste?“, fragte Eberhard Haußmann, Geschäftsführer der DIL. Solche Ängste entstünden etwa, wenn Geflüchtete und andere Bedürftige bei der Suche nach Wohnraum in Konkurrenz treten.pm