Zwischen Neckar und Alb

„Man sieht immer nur bis zur Haustür“

Tötung Die 32-jährige Frau, die tot in ihrem Haus in Reichenbach gefunden wurde, war wohl Opfer ihres Mannes geworden.

Reichenbach. Die Katharinenstraße in Reichenbach ist eine ruhige Anliegerstraße mit Mehrfamilienund Einfamilienhäusern ohne große Gärten, die man sich damals, als das Wohngebiet vor ein paar Jahren von der Gemeinde entwickelt wurde, noch halbwegs leisten konnte. Dort konnte man noch ein Einfamilienhaus „zum Preis einer Wohnung“ bekommen. So schildert der Reichenbacher Bürgermeister Bernhard Richter das Viertel.

Seit Sonntag liegt jedoch ein Schleier über dem Wohngebiet. Ein 34-jähriger Familienvater wurde beschuldigt, seine 32-jährige Frau bei einem Streit getötet zu haben (wir berichteten). Mittlerweile steht fest, dass er es auch getan hat. Laut der gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft vom Montag ist er geständig, macht teilweise aber Erinnerungslücken geltend - er stand bei der Festnahme unter Alkoholeinfluss.

Auch er hatte mit seiner Familie in der Katharinenstraße gebaut. Und zwar erst vor knapp eineinhalb Jahren. Jetzt sind die Rollläden heruntergelassen. Vor der versiegelten Haustür brennen Kerzen und Teelichter.

Die Obduktion am Montag hat den Verdacht der Polizei auf vorsätzliche Tötung erhärtet. Die Frau starb „an den Folgen von stumpfer Gewalteinwirkung gegen Kopf und Hals“, heißt es in der Presseerklärung. Das Opfer ist also erdrosselt oder erschlagen worden. Mehr will Jan Holzner, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, derzeit nicht preisgeben. Auch über den Tathergang schweigt er sich aus. Nachbarn hatten die Polizei gerufen, als das Ehepaar am Sonntag gegen 3.30 Uhr im Freien stritt, der Mann handgreiflich wurde und sich die Frau zu ihnen flüchten wollte. Als die Beamten kamen, fanden sie das Ehepaar in seinem Einfamilienhaus - die Frau war tot. Es sind Beziehungsprobleme, die die Ermittler nun als Tatmotiv in Betracht ziehen. Der 34-Jährige sitzt jetzt in Untersuchungshaft, die beiden zwölf und zehn Jahre alten Kinder hatte die Polizei bereits am Sonntag bei Verwandten untergebracht.

Ende September 2015 war der 34-Jährige mit seiner zwei Jahren jüngeren Frau und den beiden heute zwölf und zehn Jahre alten Kindern in der Katharinenstraße eingezogen. Damals lebten sie bereits seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Sie sind Russlanddeutsche und kamen aus Sibirien, berichten Nachbarn. Diese können sich überhaupt nicht vorstellen, wie so etwas passieren konnte. Eher zurückgezogen hätte das Paar gelebt, sie sei etwas offener als er gewesen. Polizeisprecherin Andrea Kopp sagt dazu: „Man sieht eben immer nur bis zur Haustür. Claudia Bitzer