Zwischen Neckar und Alb
Mehr Durchblick für Radler

Verkehr Der Landkreis weist Pendlern und Touristen mit 7000 neuen Schildern den Weg. Die geplante Schnelltrasse am Neckar stößt auf Widerstand. Von Bernd Köble

Der Radverkehr hat Rückenwind. Als umweltfreundliche und stressfreie Alternative zum Auto, aber auch als gesunde Freizeitbetätigung. Im Coronajahr 2020 hat der Freizeit-Radverkehr im Land sprunghaft zugenommen. Wenn im Sommer Gastronomie und Hotellerie wie erwartet wieder Gäste empfangen, will man entlang Neckar und Alb gewappnet sein. Rund 1200 Kilometer Radwege hat der Landkreis seit Februar vergangenen Jahres neu ausgeschildert. Pünktlich zum Start in die Freiluftsaison ist nun alles fertig. Knapp 7000 neue Wegweiser zeigen Radtouristen, wo es langgeht und sorgen für ein lückenloses Netz, das alle 44 Städte und Gemeinden im Kreis miteinander verbindet.

An der Planung und Routenwahl beteiligt waren neben Landratsamt und Kommunen auch Vereine wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD). An der Instandhaltung und Verbesserung des Netzes kann sich inzwischen allerdings jeder beteiligen, der die Wege nutzt. An jedem Schildermast findet sich ein Aufkleber mit einem QR-Code, der sich per Smartphone scannen lässt. Auf diesem Weg kann man eigene Bilder hochladen, Mängel und Schäden beschreiben oder Verbesserungsvorschläge direkt ans Landratsamt weiterleiten.

Zwei Städte bremsen

Eher mühsam voran kommen derweil die Pläne für einen durchgängigen Radschnellweg von Reichenbach entlang von Fils und Neckar bis in die Landeshauptstadt. Ein vor allem von Berufspendlern herbeigesehntes Projekt der Landesregierung, das mehr oder weniger parallel zur stauträchtigen B 10 verlaufen soll. Im Frühjahr 2023 ist der Baustart geplant. Das vier Meter breite Asphaltband, das Radlern eine zügige und möglichst kreuzungsfreie Fahrt ermöglichen soll, sorgt allerdings für Streit.

Die jetzt vom zuständigen Regierungspräsidium in Stuttgart vorgestellte Vorzugstrasse stößt in den Rathäusern in Plochingen und Esslingen auf Widerstand. In Plochingen durchschneidet der Schnellweg Schwemmland des Neckars auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau. Die Stadt Esslingen wittert den Konflikt in Zusammenhang mit ihren eigenen Plänen für einen Landschaftspark am Nordufer des Neckars. Von dort kommt deshalb der Alternativvorschlag, die Radler per Steg über die B 10 zu führen und südlich auf bestehenden Radwegen bis nach Deizisau weiterzuleiten.

Aus Sicht des Regierungspräsidiums ein Umweg, unter dem die Attraktivität der Trasse leiden würde. RP-Sprecher Thomas Gernhardt fürchtet, viel Geld in eine Streckenführung zu investieren, die nachher nicht angenommen wird. „Radpendler suchen immer den kürzesten Weg“, betont der Planer. Zumal von Plochingen flussabwärts bereits zwei Neckarquerungen vorgesehen sind. Kostenpunkt: rund 14 Millionen Euro. Die Gesamtkosten für das 60 Millionen Euro teure Radverkehrsprojekt mit Modellcharakter trägt komplett das Land. Trotz aller Widerstände geht man im Regierungspräsidium davon aus, dass die Vorplanung noch im Frühjahr abgeschlossen werden kann. Danach ginge es an einen ersten konkreten Planentwurf.