Münsingen. Wohl noch bis Ende des Jahres wird Münsingens Bürgermeister Mike Münzing den Doppel-Job machen: SAT-Vorsitzender und, seit Dezember 2014, ehrenamtlicher Geschäftsführer. Dann wird der Posten, für den 25 Bewerbungen vorliegen, neu besetzt. Grund für diese Kombi-Konstellation – der Tourismusverband war klamm. Das wird jetzt besser, denn die Mitglieder zahlen künftig höhere Beiträge.
Und die Arbeitsstrategie wird sich ändern, soll den personellen und finanziellen Ressourcen Rechnung tragen. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle haben ihr Aufgabengebiet neu definiert. „Unsere Aufgabe“, so Münzing, „ist es nicht, Infrastrukturen zu schaffen, unsere Aufgabe ist es, zu bewerben und zu vermarkten“. Als Beispiel führte er die aufwendige – zeitliche und finanzielle – Beschilderung des Hauptwanderwegs 1 an. Jetzt sind Zuschüsse genehmigt, jetzt können „einige Tausend Schilder“ für fünf Landkreise bestellt werden. Und dann der Hauptwanderweg 2? Sicher nicht in der Form, erklärte Münzing. Es könne nicht angehen, dass der SAT sich um Schilder kümmere, sich um die Zertifizierung sorge. Das müsse dort erledigt werden, „wo es hingehört, zu den Städten und Gemeinden“. „Wir brauchen das Geld, um Impulse zu geben.“ Wie beispielsweise verstärkt um Gäste aus der Schweiz zu werben oder einen neuen Messeauftritt auf die Beine zu stellen. Der hatte zu Beginn des Jahres Premiere auf der CMT, fand dort ebenso Anklang wie auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin: „Wir sind wahrgenommen worden.“ Deshalb will der SAT künftig „moderieren und organisieren, strukturieren und motivieren“.
Das ist sicher notwendig, will der Verband die „überregionale Bekanntheit der Schwäbischen Alb als Qualitätsmarke“ festigen. Dass er damit auf dem richtigen Weg ist, beweisen steigende Übernachtungszahlen in den vergangenen Jahren. Auch die auf der Hopfenburg in Münsingen, wo die „Gästezahlen exorbitant angestiegen sind.“ Alb und Hopfenburg seien Vorreiter für den „grünen Süden“, würden „dem Trend zu alternativen und nachhaltigen Ferien“ gerecht. Auch den Tagestourismus haben die Fachleute im Blick. Ein Beispiel aus dem Geschäftsbericht 2014: Die Region zählte 61,3 Millionen Tagesreisende. Die geben im Schnitt 23,60 Euro aus, macht 1,4 Milliarden Euro. Davon profitieren nicht nur Gasthäuser, beim Einzelhandel und bei Freizeiteinrichtung bleiben ebenfalls die Euros hängen. Und auch die Bürger der Alb haben etwas davon, meint Münzing. Welche Region könne sich sonst ein so gut ausgebautes Freizeitnetz leisten?
Deshalb seine Forderung: „Wenn wir Erlebnisse verkaufen wollen, dann brauchen wir Sie alle.“ Zusammenarbeit und Wissen seien gefragt. Was das heißen kann, untermauerte Münzing mit Erfahrungen: Drei Orte, drei Gasthäuser und alle haben gleichzeitig Ruhetag, geht für eine Urlaubsregion gar nicht. Ebenfalls nicht zeitgemäß: Ein Hotelier, der die Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele der Region nur aus dem Flyer kennt. „Man muss sich selber kundig machen.“
Kooperation nach allen Seiten ist im Tourismus sowieso gefragt. Das bestätigte auch Fritz Engelhardt, Präsident der DEHOGA Baden-Württemberg. Der forderte den Tourismusverband auf, seiner Organisation „zur Seite zu stehen.“ Mindestlohn und Arbeitszeitregelung machten Hoteliers und Wirtsleuten das Leben schwer, „sie reagieren mit veränderten Öffnungszeiten, mit Ruhetagen.“ Schlecht für den Tourismus befand Engelhardt. Denn man brauche keine Wander- und Radwege zu bewerben, „wenn es am Wegesrand keine Gasthäuser mehr gibt“.
Auch und immer mehr ein Partner der Touristiker ist die Wirtschaft. Ihre Stimme „wird verstärkt wahrgenommen“, betonte Max-Richard Freiherr Rassler von Gamerschwang vom Fachbeirat Wirtschaft. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) der Region steigen ebenfalls beim SAT ein, so wie die Reutlinger. Die IHK setze mit ihren 3 000 Euro im Jahr, so Münzing, „ein Signal“. Außerdem will die IHK Reutlingen im kommenden Jahr einen Tourismuskongress Schwäbische Alb organisieren.