Zwischen Neckar und Alb
Metabo setzt auf tägliche Tests

Pandemie Mitarbeiter des Nürtinger Elektrowerkzeuge-Herstellers sollen jeden Tag vor dem Weg zur Arbeit einen Schnelltest machen. Das Tübinger Labor Cegat begleitet das Projekt wissenschaftlich.

Betreten des Werksgeländes nur mit einem tagesaktuellen, negativen Corona-Schnelltest: Diese Regel gilt seit Mittwoch beim Nürtinger Elektrowerkzeuge-Hersteller Metabo. Das Unternehmen setzt im Kampf gegen die Pandemie darauf, dass alle Mitarbeiter sich an jedem Arbeitstag selbst testen. Dafür bekommen sie kostenlos Schnelltests, mit denen sie sich jeden Tag zuhause testen sollen, bevor sie sich auf den Weg zur Arbeit machen, sagt Geschäftsführer (CEO) Horst Garbrecht: „So können wir sicherstellen, dass nur negativ Getestete das Unternehmen betreten.“ Zeige der Schnelltest eine Corona-Infektion an, könnten die Mitarbeiter durch eine Kooperation mit dem Tübinger Labor Cegat auf Firmenkosten umgehend einen PCR-Test machen.

„Derzeit überlegen viele Unternehmen, firmeneigene Testzentren aufzubauen“, sagt Garbrecht: „Wir haben uns bewusst für den Weg entschieden, bei dem sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich selbst testen. Das wird in Zukunft für das Metabo-Team während der Zeit der Pandemie zum täglichen Morgenritual gehören wie das Zähneputzen.“ Ein Zentrum für den täglichen Test aller Mitarbeiter sei eine enorme logistische Herausforderung, so Garbrecht weiter: „Das wäre für uns nicht zu stemmen. Zudem birgt das auch gewisse Risiken, weil wir damit erst einmal viele ungetestete Menschen an einem Ort konzentrieren würden.“

Man vertraue den Mitarbeitern, dass sie mit dem Thema verantwortungsbewusst umgehen, betont der Metabo-Chef. „Mögliche Risiken durch unsachgemäße Anwendung sind aus unserer Sicht geringer einzuschätzen als der Vorteil der täglichen Testung.“

600 der 1 250 Mitarbeiter in Nürtingen seien in der Produktion beschäftigt, könnten demnach nicht ins Homeoffice wechseln, und auch viele Menschen in der Verwaltung wollten gerne in einem sicheren Umfeld im Büro arbeiten, berichtet Garbrecht.

Um zu erfahren, wie gut die Teststrategie wirkt, hat Metabo das Tübinger Labor Cegat um eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts gebeten. „Wir können dadurch wichtige Daten über die Wirksamkeit von Teststrategien gewinnen“, sagt Cegat-Geschäftsführer Dirk Biskup. Er erhofft sich nicht nur ein genaues Bild darüber, wie sich tägliches Testen auf das Infektionsgeschehen in einem Unternehmen und auch in der Bevölkerung auswirkt. Die Daten lassen nach seiner Überzeugung auch Rückschlüsse zu, wie zuverlässig von Mitarbeitern selbst vorgenommene Tests sind.

Das Unternehmen investiert in die Selbsttests nach eigenen Angaben 120 000 Euro im Monat. „Dieses Geld bezahlen wir sehr gerne, weil es die Gesundheit unserer Mitarbeiter schützt - und damit ist es hervorragend investiert“, betont der für Finanzen und Personal verantwortliche Metabo-Geschäftsführer (CFO) Steffen Osswald. Bislang sei der Elektrowerkzeuge-Hersteller vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Bereits seit November würden die Mitarbeiter zum Beispiel nach berufsbedingten Kontakten außerhalb des Unternehmens vom Sanitätsdienst getestet. Darüber hinaus könnten sie sich jederzeit freiwillig testen lassen, wenn sie dafür Gründe sehen. Eine an sieben Tagen pro Woche besetzte Corona-Hotline stehe den Mitarbeitern zusätzlich für Hilfe und Informationen zur Verfügung. Diese Angebote gebe es auch weiterhin, „aber der Werks­ärztliche Dienst kann nicht täglich alle testen. Für einen solchen Ansturm müssten wir erst neue Strukturen aufbauen, und das geht nicht von heute auf morgen. Unser Selbsttest-Konzept dagegen haben wir innerhalb einer Woche an den Start bringen können“, berichtet Osswald.

Umsatzplus trotz Pandemie

Der CFO macht keinen Hehl daraus, dass mit dem Selbsttest-Konzept auch wirtschaftliche Aspekte verbunden sind. Metabo habe in seinem am 31. März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/2021 ein deutlich zweistelliges Umsatzplus erreicht - nach einem deutlichen Einbruch im Frühjahr 2020. Das sei umso bemerkenswerter, als dass Covid-19 in sehr vielen Bereichen Probleme gemacht habe, so Osswald - angefangen vom Umsatzeinbruch im Frühjahr über Störungen in den globalen Liefer- und Logistikketten bis hin zu den strengen Hygiene-Vorschriften in Produktion und Verwaltung.

„Unsere Mitarbeitenden haben unter solch schwierigen Umständen einen sensationellen Job gemacht, und ich kann mich im Namen des Unternehmens dafür nur sehr herzlich bei allen bedanken“, betont Horst Garbrecht. Das Team habe mit einem Höchstmaß an Flexibilität dafür gesorgt, dass Metabo die Chancen der hohen Nachfrage nutzen konnte: „Wir möchten, dass das auch trotz Covid-19 so weitergehen kann.“ rik