Zwischen Neckar und Alb

Mieten gehen durch die Decke

Finanzen Wohnungen im Kreis Esslingen sind knapp, die Mieten hoch. Sie sind in sechs Jahren um 30,9 Prozent gestiegen.
 

Nur mit dem Bau neuen Wohnraums könne die Mietspirale nach Ansicht der IG BAU gestoppt werden. Archivfoto: Markus Brändli

Kreis. Das Wohnen fängt beim Wählen an, meint Mike Paul, Bezirksvorsitzender der IG BAU Stuttgart. „Für die Mieten im Landkreis Esslingen gibt es seit Jahren nur eine Richtung – nämlich immer nach oben“, sagt Paul und beruft sich dabei auf eine Mietpreis-Analyse des Pestel-Instituts. Im Fokus der Untersuchung steht der Anstieg der Kosten fürs Wohnen, die der Staat übernimmt, wenn Haushalte auf Hartz IV angewiesen sind: Selbst die Kaltmiete für Wohnungen mit einfachem Standard seien demnach im Kreis Esslingen von 7,40 Euro pro Quadratmeter im Januar 2015 auf 9,60 Euro im April 2021 enorm angestiegen – ein Plus von 30,9 Prozent. Zum Vergleich: Die V­erbraucherpreise hätten im gleichen Zeitraum deutlich weniger zugelegt – nämlich um 9,8 Prozent, so das Pestel-Institut. „Die neue Bundesregierung muss sich enorm ins Zeug legen und für mehr Wohnungen sorgen“, so Mike Paul. Es fehlten vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen – gerade auch im Kreis Esslingen.

Klare Zielmarken beim Neubau

„Die Situation im Kreis ist damit Teil der bundesweiten Misere auf dem Wohnungsmarkt“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Das Drehen an der Mietspirale müsse ein Ende haben. „Die Mieten müssen runter. Dafür muss der Neubau aber deutlich nach oben gehen – vor allem bei den bezahlbaren Wohnungen und bei Sozialwohnungen“, fordert Feiger. Deshalb müsse die neue Bundesregierung „schleunigst ein dickes Wohnungsbau-Paket“ auf den Weg bringen.

Der IG BAU-Chef Feiger appelliert deshalb, „einen kritischen Blick in die Wahlprogramme der Parteien zu werfen und genau zuzuhören, was von denen kommt, die in den Bundestag und ins Kanzleramt wollen“. Es gebe Parteien, die bereits klare Zielmarken beim Neubau von Wohnungen gesetzt hätten. Andere dagegen blieben vage und vermieden konkrete Zahlen.

„Wohnungen kann man wählen. Gute Arbeit und eine ordentliche Rente übrigens auch“, meint Feiger. Dazu starte die IG BAU jetzt einen „Lockruf in die Wahlkabine“ – mit Wahl-Clips und der Aufforderung: „… iXen gehen!“. Es seien Film-Spots mit skurrilen Szenen und kuriosen Charaktertypen – wie dem „Wohnungen-wählen“, der als grotesker Makler die Situation auf dem Wohnungsmarkt spöttisch skizziere. Die IG BAU wolle damit einen „Weckruf zur Wahl“ machen. Es gehe darum, die Probleme, auf den Punkt zu bringen – mit einem Augenzwinkern. Ob per Briefwahl am Küchentisch oder am 26. September in der Wahlkabine: Wichtig sei für Feiger, dass die Menschen zur Wahl gingen. pm