Zwischen Neckar und Alb

Mit GPS im Museumsdorf unterwegs

Veranstaltung Beim Museumsfest des Freilichtmuseums in Beuren herrschte gestern Hochbetrieb. Es gab eine Fülle von Vorführungen und Angeboten – unter anderem eine Schatzsuche. Von Nicole Mohn

Museumsimker Matthias Maisch zeigt den Besuchern die Brutwaben.Foto: Nicole Mohn
Museumsimker Matthias Maisch zeigt den Besuchern die Brutwaben.Foto: Nicole Mohn

Dass Mama und Papa ihn heute mit ins Freilichtmuseum mitgenommen haben, schmeckt dem Elfjährigen nicht so richtig. „Da kenn ich doch schon alles“, mault er. Doch der Unmut ist schon nach wenigen Metern verflogen: Eine Schatzsuche mit GPS-Gerät bringt den Fünfklässler schnell auf andere Gedanken. Noch eine Einweisung für das Gerät - dann kann sie losgehen, die spannende Rallye durch das Museumsdorf. Sie ist eine der vielen Aktionen und Vorführungen beim 23. Museumsfest, das der Förderverein des Beurener Freilichtmuseums organisiert hat.

Die erste Station ist schnell gefunden. Um jedoch die richtigen Koordinaten für den Schatz zusammensetzen zu können, müssen einige Fragen beantwortet werden. Zum Beispiel, ob das Weberhaus nun 20 Fenster oder mehr hat.

Rechts und links der Etappen warten noch mehr spannende Erlebnisse. In der Pädagogikscheuer entstehen Stoffherzen, während draußen Edmund Gräber das glühende Eisen lautstark mit dem Hammer in Form bringt. Gegenüber laden Mitglieder des Fördervereins dazu ein, große Schwirrhölzer zu basteln - ein Spielspaß, den schon Oma und Opa kannten.

Auch bei Museumsimker Matthias Maisch lohnt es sich, für ein paar Minuten zu verweilen. Gerade hat er einen der Beuterahmen herausgezogen und zeigt seinen Zuhörern die Brutwaben. Bis zu 8 000 dieser Zellen finden auf einem Rahmen Platz. Die Bienenkönigin legt bis zu 2 000 Eier am Tag. Insgesamt betreut Maisch auf dem rund elf Hektar großen Gelände des Freilichtmuseums 24 Völker. „Wenn ich die alle kontrolliere, hab ich einen ganzen Nachmittag zu tun“, sagt er.

An der kleinen Hüle im Albdorf haben die Schreiner ihre Werkstatt eingerichtet. Während die Besucher sich hier mit Crêpes und Bauernhof-Eis den Nachmittag versüßen, schwingt Klaus Hengge zusammen mit seinen Gesellen und Lehrlingen das Breitbeil und die Schnüraxt. Mit gezielten Hieben formen die Schreiner einen Balken aus einem Baumstamm. Eine Technik, die noch bis etwa Mitte des 20. Jahrhundert eingesetzt wurde. „Vor allem, wenn man auf einem Einödhof etwas repariert oder gebaut hat“, sagt Hengge. Mit seinem Wissen ist der Handwerker aus Rot an der Rot gefragter Fachmann bei vielen Restaurationen und Translozierungen. Auch im Freilichtmuseum sind die Experten wieder im Einsatz: Ab November bauen sie den Gartensaal aus Geislingen im Museum auf.

Bei den Frauen vom Handarbeitskreis geht es da gemütlicher zu. Viele schöne Ideen mit Nadel und Faden stellen die Frauen am Haus aus Aichelau vor. Von bunten Sitzkissen aus Stoffstreifen bis zu feinen Klöppelarbeiten und geflochtenen Bändern gibt es hier kreative Anregungen zum Selbermachen.

In der Scheuer dagegen ist Muskelkraft und Ausdauer gefragt: Hier werden Seifenstücke durch den Wolf gekurbelt und anschließend zu duftenden Kugeln für Feen, Elfen und Drachen geformt.

Ein Kaltblut zieht den Stamm

Per Muskelkraft bewegen auch Christel Erz und ihr Kaltblut einiges: Um die 800 bis 900 Kilo bringt der Fichtenstamm auf die Waage, den die Laichingerin mit einem PS geschickt im Slalom durch einen Parcours manövriert. Später dürfen die Kinder, die ihr fasziniert dabei zusehen, selbst einmal die Zügel halten - allerdings ohne Stammholz im Schlepptau.

Am Schafstall knallt und brotzelt es. Maurermeister Bernhard Klass hat gebrannten Kalkstein mitgebracht und zeigt, wie früher gelöschter Kalk hergestellt wurde. Der wurde unter anderem zur Desinfektion der Ställe eingesetzt. Auch zum Weißen der Baumstämme zum Schutz vor Schädlingen und dem Vermoosen oder Frostschäden wurde der frisch gelöschte Kalk eingesetzt. Die Herstellung war mitunter gefährlich: „Der gelöschte Kalk ist stark ätzend“, warnt Klass.

Ein paar Meter weiter sind die Schatzsucher endlich am Ziel: Wer alle Fragen richtig beantwortet hat, den führen die Koordinaten zur Schafwaschanlage am Stall aus Schlaitdorf. Mit dem Lösungswort dürfen sich die Schatzsucher einen Preis am Stand des Amtes für Geoinformation und Vermessung abholen.

Hans Weil versüßt den Besuchern den Abschied vom 23. Museumsfest am Ausgang noch mit einem köstlichen Himbeerbonbon aus dem Tante-Helene-Lädchen. Mit der Resonanz auf den bunten Tag im Museumsdorf ist der Vorsitzende des Fördervereins mehr als zufrieden. Pünktlich zum ersten WM-Spiel der Deutschen Mannschaft zieht es aber nicht nur ihn wieder Richtung Heimat: Auch im Museumsdorf macht sich bei vielen Besucher gegen 16 Uhr Aufbruchsstimmung breit.