Zwischen Neckar und Alb

Miteinander füreinander sorgen

Auszeichnung Das Kirchheimer Projekt „BesTe Genesung zu Hause“ wird mit dem Werner-Weinmann-Preis ausgezeichnet. Es schließt die Lücke zwischen Klinikaufenthalt und Reha – heutzutage wichtiger denn je. Von Irina Korff

Das Foto zeigt von links: Andreas Kenner, Nils Schmid, Goetz Weinmann, Rainer Arnold, Margarete Weinmann, Doris Schmidt, Anja He
Das Foto zeigt von links: Andreas Kenner, Nils Schmid, Goetz Weinmann, Rainer Arnold, Margarete Weinmann, Doris Schmidt, Anja Heidler-Michalec, Sylvia Sorkalla, Ernst Bühler, Joachim Beinschrodt. Foto: Irina Korff

Vor Kurzem hatte er einen Besucher in seinem Büro, der erzählt habe, wie schlimm und schlecht es in unserem Land doch ist, sagt Rainer Arnold, SPD-Bundestagsabgeordneter. Daraufhin fragte ihn Arnold, was er denn machen wolle, und der Besucher antwortete: Auswandern nach Thailand oder Argentinien. Arnold fragte, was er dort denn mache, wenn er krank werde? Dann würde er wieder zurück nach Deutschland kommen. Mit dieser kurzen Geschichte will Arnold den Anwesenden verdeutlichen, wie gut das deutsche Gesundheitssystem eigentlich ist.

Schwachstellen im System

Rainer Arnold ist der Vorsitzende der Werner-Weinmann-Stiftung, benannt nach dem langjährigen Landtagsabgeordneten, der zuletzt auch Staatssekretär im Sozialministerium war. Zur Erinnerung an Weinmann und sein Engagement wurde auf Initiative von Arnold und der Familie Weinmann die Werner-Weinmann-Stiftung gegründet. Diese unterstützt und fördert das bürgerschaftliche Engagement in der Jugend- und Altenhilfe und verleiht jährlich einen Preis. Dieses Jahr heißt der Gewinner „BesTe Genesung zu Hause“. Das Projekt wird in Nürtingen von Ehrenamtlichen des Deutschen Roten Kreuzes und in Kirchheim von Ehrenamtlichen von buefet getragen. Es begleitet allein lebende Menschen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus.

Natürlich habe das Gesundheitssystem auch Schwachstellen, bemerkte Arnold. Die kürzere Verweildauer im Krankenhaus zum Beispiel. Verbrachten Kranke 1992 noch im Schnitt 13  Tage im Krankenhaus, sind es 2015 nur noch 7,4 Tage, sagte er. „Eine kürzere Verweildauer bedeutet aber einen höheren Anspruch an die Anschlussstelle“, so Arnold. Er lobte die Mitglieder des Projekts „BesTe Genesung zu Hause“ (Bürgerengagement sichert Teilhabe), denn sie würden sich genug Zeit für kranke Menschen nehmen.

Der Preisträger in diesem Jahr, das Projekt „BesTe Genesung zu Hause“, stellt eine Brücke zwischen Klinik und dem Alltag dar. Die Ehrenamtlichen des Projekts begleiten allein lebende Menschen aus Nürtingen, Kirchheim und Umgebung, die sich für die Zeit ihrer Gesundung jemand an ihre Seite wünschen, der sich um sie kümmert. „BesTe Genesung zu Hause“ startete im Jahr 2013 in Kirchheim in die Praxisphase. Im Juli 2014 wurde das Projekt auf weitere Kliniken und Einrichtungen ausgeweitet. Im selben Jahr im November stieg das DRK in das Projekt mit ein. Somit entstand eine zweite Schulungsreihe in Kooperation mit dem DRK und buefet sowie ein zweites Angebot für Patienten aus dem Raum Nürtingen: Allein lebende Menschen werden für einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen nach Entlassung aus dem Krankenhaus begleitet. Dies erleichtert die Rückkehr in den Alltag oder den Übergang in die Reha.

Mit der Preisübergabe in Höhe von 1 000 Euro will die Werner-Weinmann-Stiftung die vorhandenen Strukturen des Projekts weiter festigen und finanziell absichern. Damit das Projekt bekannter wird, sollen neue Flyer und Werbemittel hergestellt werden.

Info Das Projekt „BesTe Genesung zu Hause“ ist auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen. Eine Infoveranstaltung findet am 3. Mai um 18 Uhr in den Räumlichkeiten des DRK-Kreisverbands Nürtingen-Kirchheim, Laiblin­stegstraße 7, in Nürtingen statt. Alle Interessierten sind dazu eingeladen.