Zwischen Neckar und Alb

Motiv des Angriffs bleibt unklar

Gericht Der Angeklagte, der einen 65-jährigen Maurermeister in Altbach zum Pflegefall geprügelt hat, schweigt.

Altbach/ Stuttgart. Nach wie vor ist ungeklärt, warum zwei ungarische Bauarbeiter im Juni vergangenen Jahres in einer Arbeiter-Unterkunft in Altbach einen 65-jährigen Maurermeister mit einer schweren Stahl-Gewindestange zum Pflegefall geprügelt haben. Gegen einen der mutmaßlichen Täter verhandelt derzeit die Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts wegen versuchten Totschlags. Er schweigt jedoch.

Das Opfer ist seit dem Verbrechen ein Schwerst-Pflegefall. Die Schwurgerichtskammer hätte den 65-Jährigen gerne im Zeugenstand gehabt. Doch der Mann ist nicht in der Lage auszusagen. Dies haben Ärzte bereits festgestellt. Man hatte ihn nach dem Vorfall zunächst in der Klinik in ein künstliches Koma versetzen müssen, um sein Leben zu retten. Die durch die Kopfschläge verursachten Gehirnverletzungen führten zu einem schweren Gehirnschaden. Der 65-Jährige sei nicht mehr heilbar, so die Ärzte. Man hatte ihn schon aufgegeben. Doch nach viertägiger Bewusstlosigkeit sei er wieder aufgewacht, sagte seine Tochter im Zeugenstand. Danach kam er in Reha. Schnell war jedoch klar, dass der Mann zeitlebens orientierungslos und an den Rollstuhl gefesselt sein würde. Neben Kopf- und Gesichtsverletzungen erlitt er zwei schwere Lungenentzündungen.

Es gibt keinen Tatzeugen

„Wer tut so etwas?“, fragten Zuhörer im Saal. In der Tat ist ein solcher Fall bislang nicht verhandelt worden. Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Der 36-jährige Angeklagte stammt aus Ungarn. Mit ihm sollen mehrere ungarische Bauarbeiter in der Unterkunft gelebt haben, möglicherweise auch der zweite Täter. Von ihm fehlt aber jede Spur. Bisher hat der Beschuldigte vor Gericht zu dem Vorwurf keine Angaben gemacht. Zeugenbefragungen haben laut Polizei noch keine Ergebnisse gebracht. Ein Esslinger Ermittler sagte aus, dass viele Bewohner des Gebäudes wohl immer wieder Schreie und Streitereien gehört haben. Doch einen Tatzeugen gibt es nicht.

Fest steht inzwischen, dass der Angriff gegen den 65-Jährigen in der Gemeinschaftsküche stattgefunden haben muss. Der Angeklagte soll laut Zeugen öfters betrunken gewesen sein. In diesem Zustand habe er sich „komisch“ verhalten. Zu dem Vorfall hat sich der Angeklagte bisher nur ein Mal geäußert: Im Stammheimer Gefängnis hat er einer Kriminalbeamtin gesagt, dass der 65-Jährige ihm das Handy abgenommen habe. Auf weitere Fragen habe er geschwiegen, so die Polizistin. Am 28. März soll die Verhandlung fortgesetzt werden. Bernd Winckler