Zwischen Neckar und Alb

Musik als Gegengewicht zum Alltagsdruck

Die Musikschule Köngen/Wendlingen feiert 50-jähriges Bestehen

Viele junge Menschen hat Jörg Dobmeier, seit 1982 Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen, unterrichtet. Dabei lagen ihm die besonders begabten Schüler, die sich für eine Profikarriere entschieden haben, ebenso am Herzen wie jene, die einfach in ihrer Freizeit ein Instrument erlernen wollten. Dieses Jahr feiert die Musikschule der beiden Kommunen 50-jähriges Bestehen.

Die Harfe ist ein Instrument, das Kinder und Jugendliche eher selten erlernen. Jörg Dobmeier, Leiter der Musikschule Köngen/Wend
Die Harfe ist ein Instrument, das Kinder und Jugendliche eher selten erlernen. Jörg Dobmeier, Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen, ist es wichtig, auch dieses ungewöhnliche Angebot zu machen.Foto: Roberto Bulgrin

Wendlingen. Wie breit das Spektrum der Einrichtung ist, zeigen die zahlreichen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Auftritte sind nach Ansicht Dobmeiers wichtig, „aber man darf die Kinder und Jugendlichen nicht überfordern“. Deshalb hat er die Begeisterung mancher Nachwuchsmusiker auch schon gebremst. Denn nichts sei frustrierender, als wenn man bei einem Vorspiel scheitere. Damit möglichst viele Musikschüler Bühnenerfahrung sammeln können, bietet er viele Möglichkeiten an. Vom Vorspiel im Seniorenheim, über Konzerte, bis hin zum „Podium junger Künstler“ im Festsaal mit anspruchsvollem Publikum ist für viele etwas dabei.

Die Arbeit der Musikschule begann 1966 in Köngen. Engagierte Bürger hatten damals einen Förderkreis gegründet, weil sie sich qualifizierten Musikunterricht für ihre Kinder wünschten. Anfangs gehörte die Einrichtung zur Musikschule Plochingen, aber wegen des Andrangs gründeten die Köngener schon 1968 eine eigenständige Musikschule. 1971 riefen auch die Wendlinger auf Initiative von Richard Schur, dem damaligen Leiter des Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasiums, eine eigene Musikschule ins Leben. Beide arbeiteten von Anfang an eng zusammen. Seit 1980 hatten sie mit Rolf Jacob auch einen gemeinsamen Leiter, aber erst am 1. Januar 1993 wurde die Musikschule Köngen-Wendlingen auch formal eine Einheit.

„Der Zusammenschluss macht Sinn“, findet Jörg Dobmeier, der seit 1982 Leiter der beiden Musikschulen ist. Er arbeitet parallel in den Büros im Wendlinger Treffpunkt Stadtmitte und in der Mörikeschule Köngen. Karin Deuschle leitet das Büro in Köngen, Christine Maier hat in Wendlingen die Organisation inne. Platznot war in den Anfangsjahren das größte Problem für die Musikschulen. Jörg Dobmeier erinnert an den Musikunterricht in den „Dunkelzellen“ der Wendlinger Ludwig-Uhland-Schule. Das änderte sich jedoch, als 2005 der neue Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen eingeweiht wurde. Dort hat die Musikschule nicht nur Büros und Probenräume in zentraler Lage, „da haben wir auch Spielraum für unsere großen Musicals“, schwärmt Dobmeier.

Der kreative Musikschulleiter findet es wichtig, „dass die Kinder Musik in Verbindung mit anderen Künsten erleben“. Deshalb hat er 1988 anlässlich der Einweihung der neuen Wendlinger Stadtmitte das Musical „Die Kiste oder alles, was Ihr wollt“ geschrieben und aufgeführt. Im Jubiläumsjahr studiert er eine Neuauflage mit den Musikschülern ein. Sie ist am Samstag und Sonntag, 23. und 24.  Juli, jeweils um 19 Uhr im großen Saal des Treffpunkts Stadtmitte zu erleben. Von den Kostümen bis zum Bühnenbild entsteht so ein Gesamtkunstwerk nach Dobmeiers Worten in Gemeinschaftsarbeit. Da die Musikschule auch Ballettunterricht anbietet, sind choreografische Elemente wichtig. Der Musikpädagoge will „Horizonte öffnen“.

Stolz ist Jörg Dobmeier auf seine 28 Lehrkräfte an der Musikschule, die ihre „langjährige Erfahrung in der Musikszene an den Nachwuchs weitergeben“. Die Schülerzahlen haben sich auf 800 eingependelt. Zum Vergleich: In den besten Zeiten waren es bis zu 1 000 Schüler. Durch Ganztagsschule und das verkürzte Gymnasium G 8 bekommen auch Musikschulen Probleme. „Da bleibt nicht mehr genug Zeit für den Musikunterricht“, bedauert Dobmeier.

Obwohl sich die Lehrkräfte flexibel auf die Zeiten einstellten, werde in manchen Familien der Musikunterricht gestrichen. Und die Schüler gerieten zunehmend unter Druck. „Dem müssen wir entgegensteuern“, sagt Dobmeier energisch. Musik schult aus seiner Sicht nicht nur das Gefühl für Harmonie. „Kinder lernen, was es bedeutet, diszipliniert an einem Stück zu arbeiten.“ Außerdem komme in Musikfreizeiten „das gesellige Miteinander“ nicht zu kurz.