Zwischen Neckar und Alb

Musiktherapie über den Bildschirm schenkt Demenzkranken Geborgenheit

Wendlingen. In einem Büro des Wendlinger Seniorenzentrums Tal- äcker der Zieglerschen sitzen Bewohnerin Erika Müller und Nathalie Wiedmann, Leiterin der Sozialen Betreuung vor dem Bildschirm. Auf dem Display erscheint Sandra Schneider-Homberger. Sie begrüßt Erika Müller und beginnt, mit ihr zu plaudern. Doch Frau Müller scheint heute irgendwie traurig. Deshalb stimmt sie mit ihrer Gitarre das Lied „Wenn ich ein Vöglein wär“ an. Erika Müller hört zu, kommt immer näher an den Bildschirm und singt am Ende sogar mit. „Es ist tatsächlich möglich, Musiktherapie übers Video zu machen“, erzählt Sandra Schneider-Homberger. Die Musiktherapeutin ist bereits vor der Corona-Pandemie jede Dienstag ins Taläcker gekommen, um mit einer Gruppe von Demenzkranken zu singen.

Doch dann kamen die Besuchsverbote. Als diese andauerten, beschlossen Schneider-Homberger und Wiedmann, die Therapiestunde per Videotelefonie auszuprobieren. „Ich war selbst erstaunt darüber, was passiert“, erzählt Schneider-Homberger. Aber im Grunde hat sich nichts geändert. Auch auf diese Weise holt sie die Senioren da ab, wo sie gefühlsmäßig gerade stehen. Aber: „Zusammen synchron singen ist ganz schwierig, denn wenn ich singe, überträgt mir die Leitung das Singen des anderen nicht. Ich benutze also meine Augen zum Hören, versuche, mich an das Tempo des anderen anzupassen.“ Bei Erika Müller ist das Therapieziel Halt, Trost und Geborgenheit. „Ich merke nach der halben Stunde immer eine Verbesserung in der Stimmung“, erzählt die Musiktherapeutin. Und auch Nathalie Wiedmann, die die ganze Zeit dabei ist und ab und zu als Assistentin oder Übersetzerin fungiert, sagt: „Frau Müller ist danach immer total gut gelaunt, das ist richtig schön!“ pm/Foto: pr