Zwischen Neckar und Alb
Nach dem Flammeninferno brodelt die Gerüchteküche

Aufarbeitung Zum Großbrand bei Bosch in Wernau gibt es kritische Stimmen aus der Bevölkerung.

Wernau. Ähnlich schnell wie in der Nacht zum 17. März die Flammen auf dem Areal der Firma Bosch Thermotechnik schossen danach die Gerüchte in die Höhe. Kritisiert wurde die Löschwasserversorgung, dass sich giftige Dämpfe ausgebreitet hätten und dass auch ein Labortrakt gebrannt habe.

Anwohner erklärten unabhängig voneinander, dass es immer wieder zu Explosionen gekommen sei. Ihre Vermutung: In der abgebrannten Halle hätten sich nicht nur Materialien für Heizgeräte befunden, sondern auch schnell entzündliche Substanzen. Eine Nachbarin aus der Junkersstraße glaubte sogar zu wissen, „dass dort hinten vor allem gefährliche Schadstoffe gelagert wurden“.

Thomas Pelizaeus, Leiter der Unternehmenskommunikation, betont, „dass wir Gerüchte generell nicht kommentieren“. Er dementiert allerdings, „dass im größeren Umfang etwas anderes gebrannt hat, als das, was wir von Beginn an bekannt gegeben haben“. Dass Labore massiv betroffen gewesen wären, könne schon deshalb nicht sein, weil die Bereiche für Forschung bereits wieder genutzt würden.

Den Brandherd lokalisierten die Ermittler in der zerstörten Halle. „Dass etwas anderes als ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst hat, ist denkbar unwahrscheinlich“, erklärt ein Polizeisprecher. Explosionen seien aus den unterschiedlichsten Gründen nicht auszuschließen. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe aufgrund der Absperrungen nicht bestanden.

Dass eine lange Schlauchleitung vom Neckar zum Firmengelände gelegt wurde, rief ebenfalls Zweifler auf den Plan. Weshalb stattdessen nicht die zweite Ringleitung angezapft worden sei, beantwortet Bürgermeister Armin Elbl: „Es ist richtig, dass eine solche Verbindung herstellbar gewesen wäre, aber nicht einfach auf Knopfdruck.“ Zudem hätte auch dieser „hinten und vorne nicht gereicht“. In der Hauptlöschphase sei pro Minute eine Leistung von 20 000 Litern gefragt gewesen.

Große Wassermengen benötigt

In der Tat waren die benötigten Wassermengen gigantisch: Allein die beiden Löschteleskope haben eine Minutenleistung von 4000 Litern. „Da waren Gerätschaften im Einsatz, von denen manche gar nicht wussten, dass es die überhaupt gibt“, sagt Elbl. Unter Volllast stand, neben der Leitung zum Neckar auch der eigene Löschwasserring von Bosch Thermotechnik. Für das Bosch-Areal existiert ein Feuerlöschplan, in dem neben Frühwarn- und Alarmsystem auch alle vorstellbaren Abläufe während eines Großbrands geregelt sind. Die Polizei bestätigt, „dass es - Stand jetzt - keine nennenswerten Versäumnisse gab“. In einer Nachbetrachtung hat sich auch der Wernauer Schultes ein Bild davon gemacht, „wie alles abgelaufen ist“.

Die Höhe des Sachschadens möchte Firmensprecher Pelizaeus noch nicht nennen. Die ersten Schätzungen gingen von mehreren Millionen Euro aus, was Pelizaeus zumindest nicht dementiert. In Mitleidenschaft gezogen wurde durch den Funkenflug allerdings auch die Lackierung etlicher Autos in der näheren und weiteren Umgebung. „Als gute Nachbarn werden wir dafür selbstverständlich aufkommen“, betont der Firmensprecher. Mit einigen Betroffenen stehe man schon in Kontakt, ergänzt er. Andreas Pflüger