Zwischen Neckar und Alb

Nachtruhe unter der Lupe

Gesundheit Im Moment gibt es kein Schlaflabor im Landkreis. Das soll sich bald ändern: Das Klinikum Esslingen will in Kürze eine Station einrichten. Dort soll auch Arbeitsmedizin ein Thema sein. Von Melanie Braun

Im Schlaflabor wird die Nachtruhe der ­Patienten überwacht.Foto: Jürgen Holzwarth
Im Schlaflabor wird die Nachtruhe der ­Patienten überwacht.Foto: Jürgen Holzwarth
Der Verein Herzklopfen spendet 100¿000 Euro für ein Schlaflabor.
Der Verein Herzklopfen spendet 100¿000 Euro für ein Schlaflabor.

Schlafstörungen sind nicht selten, viele Menschen leiden darunter. Doch ein Schlaflabor, in dem die Gründe für die schlechte Nachtruhe untersucht und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, gibt es im Landkreis Esslingen im Moment nicht. Das soll sich bald ändern: Das Klinikum Esslingen will in Kürze eine solche Station einrichten. Möglich wird das durch eine Spende von 100 000 Euro vom Förderverein Herzklopfen. Voraussichtlich im April soll das neue Schlaflabor mit vier Betten an den Start gehen - geleitet wird es von einer ausgewiesenen Schlafmedizinerin.

Wer schlecht schläft, ist nicht nur tagsüber öfter müde und gereizt. Dauerhafte Schlafstörungen können laut Matthias Leschke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie im Esslinger Klinikum, an der das Schlaflabor angesiedelt wird, auch ernsthafte Folgeprobleme nach sich ziehen, etwa Depressionen, ein gesteigertes Unfallrisiko oder Herz- und Kreislauferkrankungen. Gerade bei Patienten der Kardiologie seien Schlafstörungen nicht ungewöhnlich. Deshalb sei es schon lange ein Herzenswunsch von ihm gewesen, ein Schlaflabor einzurichten, sagt Matthias Leschke. Denn in diesem Bereich gebe es „ein erhebliches therapeutisches und diagnostisches Defizit in Deutschland“. Dass jetzt eine solche Station in Esslingen eingerichtet wird, ist für den Chefarzt ein Meilenstein. Nun könne man den Patienten als erstes Haus im Landkreis ein weiteres Therapieangebot machen - mit einem Konzept, das man für wirtschaftlich halte.

Nicht nur Patienten mit klassischen Beschwerden

Die Besonderheit in Esslingen ist, dass im künftigen Schlaflabor nicht nur Patienten mit den klassischen Beschwerden wie Schnarchen und Atempausen behandelt werden sollen, sondern dass man auch in der Arbeitsmedizin tätig werden wolle. So werde man auch Menschen behandeln, die beruflich als Fahrer unterwegs seien oder eine Überwachungstätigkeit innehätten - und dafür sorgen, dass sie möglichst frühzeitig wieder arbeiten könnten.

Auch Atemtherapien bei Patienten mit schweren Lungenerkrankungen oder mit viel Übergewicht sollen angewendet werden. „Schon am nächsten Tag können sie in der Regel viel besser atmen“, schwärmt Vera Wienhausen-Wilke, die die Station als Schlafmedizinerin leiten wird. „Allein mit einer Atemmaske kann man Patienten einige Lebensjahre schenken, ganz ohne Nebenwirkungen. Das finde ich faszinierend.“ Zumal der Bedarf an Behandlung von Schlafstörungen hoch sei, sagt Chefarzt Leschke. Man gehe davon aus, dass zwei bis sechs Prozent der Erwachsenen so gravierende Schlafstörungen habe, dass ein Besuch im Schlaflabor angeraten sei. Die nächsten Einrichtungen dieser Art befänden sich erst in Stuttgart oder Göppingen.

Eben weil so viele Menschen von Schlafproblemen betroffen seien, habe man sich seit Jahren mit dem Thema Schlaflabor beschäftigt, sagt Wolfgang Haußmann, Vorsitzender des Fördervereins Herzklopfen. Deshalb sei man sehr froh, dass man nun mit der Spende in Höhe von 100 000 Euro die Einrichtung des Schlaflabors finanzieren könne. Man sei sicher, damit eine große Lücke in der medizinischen Versorgung schließen zu können.